Nicht alle Smartwatches zählen Schritte genau – warum das egal ist
Meinung

Nicht alle Smartwatches zählen Schritte genau – warum das egal ist

Lorenz Keller
24-4-2024

Bringen die Fitnessfunktionen der smarten Uhren nichts, weil sie nicht wirklich genau sind? Ich finde: Das spielt gar keine Rolle. Zudem schneiden die Gadgets in meinem Test gar nicht so schlecht ab.

Immer wieder höre ich die Kritik: All die Gesundheits- und Fitnessfunktionen sind doch Blödsinn. Und dazu noch total ungenau und sogar kontraproduktiv. Die Smartwatches messen Fantasiezahlen, so dass die Userinnen und User sich mit viel zu wenig Bewegung zufriedengeben.

Diverse Untersuchungen scheinen den Kritikerinnen und Kritikern Recht zu geben. Eine Metastudie fasste 2022 31 Forschungsarbeiten zusammen und kam zum vernichtenden Schluss: Die Tracker sind total ungenau. Dazu kommt, dass das oft propagierte Tagesziel von 10 000 Schritten keine wissenschaftliche Basis hat, sondern ein Marketinggag ist.

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Wie gut sind Schrittzähler wirklich? Ich habe nachgezählt

Ich will es genau wissen. Denn: Glaube nie einer Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast. Und da ich momentan gerade vier verschiedene smarte Uhren für Tests zur Verfügung habe, war die Gelegenheit ideal. Das sind die Testkandidaten. Alles eher günstige Smartwatches und Fitnesstracker für die breite Masse.

Für meinen Test habe ich mit dem Handzähler jeden Schritt geklickt. Zuerst einmal habe ich 500 Schritte zurückgelegt. Alle vier Tracker haben zu viele Schritte gezählt. Bei drei Uhren war die Abweichung mit ein bis drei Prozent gering. Die Coros hat mit fast zehn Prozent schon deutlich zu viel gezählt.

Damit es keine Verfälschung gibt, habe ich die Position der Uhren umgetauscht und nochmals gemessen. Dieses Mal habe ich genau 1000 Schritte geklickt. Wieder gab es keine zu tiefe Messung, wieder hat die Apple Watch am genauesten getrackt. Und zwar auf den Schritt genau. Erfreulich, dass die Coros dieses Mal eine weniger starke Abweichung aufweist und wie die anderen Modelle bei einer um ein bis zwei Prozent zu hohen Messung liegt.

Warum es keine Rolle spielt

Technisch gesehen funktionieren die smarten Uhren also recht gut als Bewegungsmesser. Auch wenn im Alltag die Abweichungen grösser sein dürften. Anstossen mit einem Bier, zum Abschied winken, sich auf dem Sofa aufstützen – alles könnte als Schritt gezählt werden.

Aber eigentlich ist es auch egal. Denn die Fitnesstracker und Smartwatches haben für mich und für viele Userinnen und User eine ganz andere Funktion. Es geht um Motivation und Bewusstsein.

Wer regelmässig Sport treibt, der braucht keine Tracker. Wenn, dann eine richtige Sportuhr oder technische Hilfsmittel wie einen Brustgurt, um genaue Daten zu den Trainings zu sammeln. Aber wer etwa einen Bürojob hat und sich tendenziell zu wenig bewegt, dem kann ein solcher Schrittzähler durchaus helfen.

Einerseits ist er ein täglicher Reminder, sich genug zu bewegen. Andererseits gibt er Bestätigung dafür, etwas gemacht zu haben. Mehr zu Fuss gehen, Treppensteigen statt Lift, ein zusätzlicher Spaziergang am Abend – das alles zählt im wortwörtlichen Sinn. Am Ende des Tages ist es egal, ob die richtige Zahl auf dem Display steht. Wichtig ist, dass ich mich vielleicht 8000, 9000 oder mehr Schritte bewegt habe – und nicht 2000 oder 3000.

Wichtig ist nicht die Zahl, sondern dass ich mich für Bewegung motiviere.
Wichtig ist nicht die Zahl, sondern dass ich mich für Bewegung motiviere.
Quelle: Lorenz Keller

Wie die gesammelten Daten von Trackern aus wissenschaftlicher Sicht einzuordnen sind, kannst du in diesem Artikel von Kollege Patrick nachlesen:

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Nutzt du eine Smartwatch und die damit gesammelten Gesundheitsdaten? Und wenn ja, was bringen sie dir? Schreib es in die Kommentare.

Titelbild: Lorenz Keller

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Gadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.


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