«Mario vs. Donkey Kong» ist nichts für schwache Nerven
Kritik

«Mario vs. Donkey Kong» ist nichts für schwache Nerven

Selten hat mich ein Game so aufgeregt und gleichzeitig süchtig gemacht. Nebst einer Portion Hirnschmalz brauchst du für «Mario vs. Donkey Kong» besonders starke Nerven.

Und schon wieder bin ich gestorben. Dieses Mal hat mich eine Kanonenkugel von hinten erwischt. Dabei könnte ich schwören, dass ich sie nicht berührt habe. Ärgerlich. Aber egal, ich starte das Level neu, so schwer kann es ja nicht sein. Aber diese verdammte Kugel killt mich erneut. Dieses Mal bin ich mir ganz sicher, dass ich sie nicht berührt habe. Mein Puls ist auf 180, aber ich gebe nicht auf. «Nur noch ein Versuch», sage ich mir und weiss dabei genau, dass es nicht der letzte sein wird.

In diesem Kreislauf aus Frust und Lust befinde ich mich beim Spielen von «Mario vs. Donkey Kong» oft. Das Game überzeugt mit cleveren Rätseln, zerrt aber mit einer unpräzisen Steuerung an meinen Nerven. Mamma mia!

Mehr Puzzlespiel als Jump'n'Run

«Mario vs. Donkey Kong» ist ein Remake des gleichnamigen GBA-Puzzlespiels von 2004. Nebst komplett überarbeiteter Grafik spendiert Nintendo der Neuauflage neue Spielmodi und zusätzliche Levels.

Donkey Kong hat tonnenweise Mini-Mario-Spielzeugfiguren und Geschenke aus einer Spielzeugfabrik gestohlen. Mario muss diese in acht thematisch unterschiedlichen Welten und über 130 kurzen Levels zurückerobern. Diese sind nicht wie klassische Jump'n'Run-Levels, sondern wie Rätselaufgaben aufgebaut. Zwar hüpfe und renne ich auch in diesem Spiel mit Mario durch die Gegend, im Fokus steht aber das Lösen von knackigen Puzzles.

Bei einem Grossteil der Rätselaufgaben handelt es sich um Schalterrätsel. Ich aktiviere und deaktiviere farbige Plattformen, um mir einen Weg durch die Puzzle-Levels zu bahnen und die Mini-Marios zu befreien. Mit der Zeit kommen neue Elemente wie Teleportationsboxen, Trampoline oder Ventilatoren hinzu, die ich mir zunutze mache. Zudem kann ich diverse Gegenstände und Feinde aufheben und herum schmeissen.

Bevor ich Mini-Marios befreien kann, muss ich zunächst verschlossene Türen aufschliessen.
Bevor ich Mini-Marios befreien kann, muss ich zunächst verschlossene Türen aufschliessen.
Quelle: Domagoj Belancic

Abwechslung in den Rätsel-Alltag bringen zwei Spezial-Levels, die jeweils am Ende einer Welt auf mich warten. Im ersten lotse ich die befreiten Mini-Marios durch diverse Hindernisse zu einer Spielzeugkiste. Sie verhalten sich dabei wie hirnlose Lemminge, die mir hinterherlaufen und sich in Abgründe stürzen oder in Gegner laufen. Je mehr Mini-Marios ich in die Spielzeugkiste bringe, desto mehr Leben erspiele ich für das zweite Spezial-Level. Dort trete ich in einem Boss-Kampf gegen Donkey Kong höchstpersönlich an.

Die Kämpfe gegen Donkey Kong lockern das Rätsel-Gameplay auf.
Die Kämpfe gegen Donkey Kong lockern das Rätsel-Gameplay auf.
Quelle: Domagoj Belancic

«Nur noch ein Level»

Das Spiel beginnt mit simplen Rätseln und endet mit teils ziemlich knackigen Denkaufgaben. Am Anfang ist das Spieltempo dementsprechend hoch. Ich knoble mich in Lichtgeschwindigkeit durch die Levels und steigere mich in eine Rätselsucht hinein. Nur noch ein Level. Und dann noch eins. Und noch eins.

Nach dem Beenden der ersten acht Welten schalte ich weitere Spezialwelten und einen Bestzeit-Modus frei. Finde ich in den Levels jeweils alle versteckten Geschenke, erhalte ich Sterne, mit denen ich «Profi-Levels» freischalte. Für das Durchspielen der Story und das Freischalten eines Grossteils der Sterne habe ich ungefähr zehn Stunden gebraucht.

Im späteren Spielverlauf nimmt das Tempo aufgrund der zunehmenden Komplexität der Rätsel merklich ab. Hier hätte ich mir zwischendurch ein paar simplere Puzzles gewünscht, um den Spielfluss etwas aufzubrechen. Und um meine Nerven zu schonen.

Meine Nerven sind zu schwach für dieses Spiel

Die späteren Levels verlangen nicht nur mehr Hirnschmalz, sondern auch mehr Fingerfertigkeit. Während ich am Anfang mit simplen Hüpfern problemlos durch die Level komme, muss ich in den späteren Welten Marios gesamtes Moveset einsetzen. In diesen Momenten werde ich daran erinnert, dass «Mario vs. Donkey Kong» kein «echtes» Jump'n'Run, sondern in erster Linie ein Puzzlespiel ist.

Im Vergleich zum kürzlich erschienenen «Super Mario Bros. Wonder» steuert sich der pummelige Klempner schwerfällig. Er rennt zu langsam und seine Sprünge haben eine seltsame Flugbahn. Immer wieder springe ich entweder zu weit oder zu kurz und verpasse Plattformen und Gegner. Zudem löse ich einige Spezialsprünge immer wieder versehentlich aus.

Die Eis-Welt ist aufgrund der trägen Steuerung besonders nervig.
Die Eis-Welt ist aufgrund der trägen Steuerung besonders nervig.
Quelle: Domagoj Belancic

Ebenfalls nervig ist die merkwürdige Kollisionserkennung. Ich springe auf einen Gegner und werde gekillt. Obwohl es so aussieht, als würde ich einem Projektil ausweichen, werde ich davon getroffen. Grrr. Sterbe ich in normalen Mario-Jump'n'Runs, suche ich die Schuld bei mir. Hier habe ich hingegen oft das Gefühl, dass das Game versagt hat.

Die komische Kollisionserkennung fällt mir auch im Co-op-Modus auf. In diesem übernimmt ein Mitspieler die Rolle von Toad. Der ist visuell deutlich kleiner als Mario. Obschon es so aussieht, als würde er problemlos in kleine Durchgänge passen, kann sich der Pilz nicht durch diese bewegen.

Toad (oben links im Bild) scheint klein, ist aber zu gross für diesen Durchgang. Echt jetzt?
Toad (oben links im Bild) scheint klein, ist aber zu gross für diesen Durchgang. Echt jetzt?
Quelle: Domagoj Belancic

Entspann dich mal

Die späteren Levels verkommen aufgrund der trägen Steuerung und merkwürdiger Kollisionen oft zu nervigen Trial-and-Error-Passagen. Ein Treffer reicht, um Mario zu töten. Das Level muss ich dann komplett von vorne starten.

Meine Freude am Lösen der cleveren Rätsel schwindet. Zum Glück finde ich ein geeignetes Gegenmittel gegen meinen Frust: den neuen «Entspannt»-Modus. Dieser eliminiert das Zeitlimit und gibt mir Checkpoints sowie fünf Versuche pro Level. So muss ich nach Marios Ableben nicht komplett von vorne beginnen. Obwohl mich meine Gamer-Ehre zunächst daran gehindert hat, bin ich froh, dass ich diesen Modus bei Bedarf – sprich: bei blank liegenden Nerven – aktivieren kann.

Sterbe ich im Entspannt-Modus, werde ich in einer Blase zum letzten Checkpoint transportiert.
Sterbe ich im Entspannt-Modus, werde ich in einer Blase zum letzten Checkpoint transportiert.
Quelle: Domagoj Belancic

Meine Nerven kann ich auch im Co-op-Modus schonen – trotz verwirrender Toad-Grösse. Die Levels müssen nur von vorne gestartet werden, wenn beide Spielfiguren gleichzeitig tot sind. Zu zweit fällt das Sterben zum Glück deutlich schwerer. Der Mehrspieler-Modus eignet sich deshalb auch perfekt als Einstiegspunkt für unerfahrene Mario-Fans. Dank zusätzlicher Ziele in den Levels bringt er zudem einen erfrischenden Twist ins Gameplay.

Fazit: Solides Remake mit Verbesserungspotential

«Mario vs. Donkey Kong» ist ein gelungenes Remake eines GBA-Klassikers. Für den Preis hätte ich aber mehr zusätzliche Inhalte oder eine spektakulärere visuelle Präsentation erwartet. Ist der Preis für dich keine Hürde, erwartet dich mit «Mario vs. Donkey Kong» ein spassiges Rätselspiel mit Suchtpotenzial. In den späteren Levels leidet das Game an seiner unpräzisen Steuerung und merkwürdigen Kollisionsabfrage. Immerhin: Diesen Mängeln kann mit dem neuen Entspannt- oder dem Co-op-Modus entgegengewirkt werden.

Ich bin auf jeden Fall angefixt und hoffe, dass Nintendo die Serie nach dem Remake mit einem «echten» Nachfolger fortführen wird.

«Mario vs. Donkey Kong» ist ab dem 16. Februar für die Nintendo Switch erhältlich. Das Spiel wurde mir zu Testzwecken von Nintendo zur Verfügung gestellt.

Nintendo Mario vs. Donkey Kong (Nintendo, DE, FR, IT)
EUR57,90

Nintendo Mario vs. Donkey Kong

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Game
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Titelbild: Nintendo

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Meine Liebe zu Videospielen wurde im zarten Alter von fünf Jahren mit dem ersten Gameboy geweckt und ist im Laufe der Jahre sprunghaft gewachsen.


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