M4 Mac Mini im Test: Der Kleinste ist der Grösste
Apples Winzling überzeugt mit viel Leistung zum Mini-Preis. Nur etwas bringt mich auf die Palme.
Der günstigste Mac in Apples Sortiment entpuppt sich bereits in der Basiskonfiguration als erstaunlich schnell. Und mit dem stärkeren Chip wildert der Kleine je nach Anwendung sogar im Gebiet des Mac Studios. Auch das Kühlkonzept, die Auswahl an Anschlüssen und das neue Design überzeugen. Bloss dieser Knopf ...
Design und Anschlüsse: jö
Nach 14 Jahren erhält der kleinste Mac ein Redesign, das den geringen Platzbedarf der M-Chips ausnutzt. Das neue Gehäuse misst gerade mal 5 × 12,7 × 12,7 cm und hat damit nur 58 Prozent des Volumens des Vorgängermodells. Die Form hat Apple beim Mac Studio abgeschaut: Der Mac Mini steht auf einem kreisförmigen Kunststoffsockel mit Lüftungsschlitzen. Das wirkt, als würde er einen Zentimeter über dem Tisch schweben.
Wirklich wichtig dürfte die Schrumpfkur für die meisten nicht sein, denn auch der alte Mac Mini passt locker auf einen Schreibtisch. Cool ist Apples Machtdemonstration aber allemal. So viel Leistung in einem so kleinen Gehäuse zeigt, wie effizient die Chips geworden sind.
Mit dem neuen Design ändern sich auch die Anschlüsse. USB-A fliegt komplett raus. Dafür stockt Apple das Angebot an USB-C-Buchsen auf und platziert davon auch zwei an der Frontseite. Diese unterstützen USB 3 (10 Gbit/s). Die drei an der Rückseite beherrschen Thunderbolt 4 (40 Gbit/s) beim M4-Chip und Thunderbolt 5 (120 Gbit/s) beim M4 Pro. Insgesamt gibt es nun:
- 2 x USB-C (10 Gbit/s)
- 3 x USB-C (40 Gbit/s oder 120 Gbit/s)
- 3,5 mm Audioanschluss
- HDMI 2.1 (48 Gbit/s)
- Ethernet (1 Gbit/s oder 10 Gbit/s)
- Wi-Fi 6E und Bluetooth 5.3
Für mich passt das. Fast alle meine Geräte haben mittlerweile ein USB-C-Kabel. Und für die wenigen Ausnahmen halte ich in der Schublade einen Dongle bereit. Schade finde ich lediglich, dass der Mac Mini nicht den SD-Kartenleser des Mac Studio erbt.
Der Knopf des Anstosses
Eine Designentscheidung ist jedoch so seltsam, dass sie ihren eigenen Abschnitt verdient: die Position des Einschaltknopfs. Er befindet sich auf der Unterseite. Was zur Hölle, Apple? Ist der Designer der Magic Mouse aus dem Verlies entwischt?
Ich höre bereits die Apologeten in die Tasten hauen: «Ist doch nicht so schlimm, du kannst ihn ja etwas anheben.» – «Ist doch egal, schalte ihn einfach nie aus.» – «Ist doch logisch, der hatte sonst halt nirgends Platz.» Apples Vice President Greg Jozwiak rechtfertigt sich mit ähnlichen Argumenten.
Nein!
Es gibt keinen akzeptablen Grund für diese Dummheit. Ich trenne Abends mein ganzes Setup per Steckerleiste vom Strom, dazu schalte ich den Mac Mini aus. Jeden Morgen muss ich deshalb rumfummeln, bis ich den verdammten Knopf finde. Dabei verschiebe ich jedes Mal das Gehäuse auf meinem Tisch und muss es wieder gerade rücken (okay, die Zwangsneurose ist mein Problem).
Macht der dumme Knopf den Mac Mini zu einem schlechten Produkt? Natürlich nicht. Aber er ist ein unnötiges Ärgernis eines sonst perfekten Designs, das Apple wahrscheinlich wieder zehn Jahre lang nicht ändern wird. Sowas triggert mich einfach.
Leistung: für 600 Franken einzigartig
Den Mac Mini gibt es mit zwei Chips: M4 oder M4 Pro. Der M4 kommt immer in seiner Vollversion mit 10-Core CPU und 10-Core GPU. Beim M4 Pro hast du die Auswahl zwischen einer abgespeckten Variante (12/16 Cores) und einer mit mehr Leistung (14/20 Cores). Die M4-Pro-Benchmarks in diesem Test gelten für den starken Chip.
Das wichtigste Upgrade ist der RAM des Basismodells. Für 599 Franken oder 699 Euro bekommst du jetzt 16 GB Arbeitsspeicher statt nur 8 GB wie bisher. Diese Änderung macht den günstigsten Mac Mini zu einem Preis-Leistungs-Kracher. Der YouTube-Kanal «Linus Tech Tips» versuchte, einen vergleichbaren Windows-PC zu konfigurieren und scheiterte kläglich.
Wie bei allen Macs zerfällt der Vorteil allerdings, sobald du noch mehr RAM oder eine grössere SSD willst. Für solche Upgrades verlangt Apple weiterhin erstaunliche Summen. Gemeinerweise zahlst du sogar mehr, wenn du den günstigen Chip ausgewählt hast. Konkret betragen die Preise in der M4-Konfiguration:
- 200 Franken / 230 Euro pro 8 GB RAM
- 200 Franken / 230 Euro pro 256 GB SSD (bis 512 GB)
- 200 Franken / 230 Euro pro 512 GB SSD (ab 1 TB)
Besonders die SSD-Module kosten ein Vielfaches von vergleichbaren Einzelteilen für Windows. Eine gleich schnelle WD Black SN850X liegt zum Beispiel bei 150 Franken für 2 TB. Do-it-yourself-Upgrades wären beim Mac Mini theoretisch möglich – Apples verbaut aber SSDs in einem proprietären Formfaktor, die es nirgends zu kaufen gibt.
Eine Alternative sind externe SSDs. Gewöhnliche Modelle wie eine Samsung T7 kommen allerdings nur auf Transferraten von 1000 MB/s. Die interne SSD des Mac Mini schafft je nach Modell zwischen 3000 MB/s und 7000 MB/s. Da können externe Speicher erst ab Thunderbolt 4 mithalten. Die OWC Express 1M2 erreicht zum Beispiel 3151 MB/s.
Was Rechenleistung angeht, sind die M4-Chips wesentlich schneller als die M2-Generation, die im letzten Mac Mini steckte. Beanspruche ich alle CPU-Kerne, kommt der reguläre M4 im Schnitt auf 56 Prozent höhere Punktzahlen als der M2. Damit liegt der kleinste Chip fast auf dem Niveau des M2 Pro.
Mit M4 Pro übertrifft der neue Mac Mini seinen direkten Vorgänger um 55 Prozent. Er wildert im Territorium eines Mac Studios mit M2 Ultra für 3999 Franken. Brauchst du vorwiegend CPU-Power, bietet der neue Pro-Chip viel Leistung zu einem moderaten Preis.
Etwas weniger gross sind die Fortschritte bei der Grafikleistung. Der M4 erreicht 28 Prozent höhere Punktzahlen als der M2 und halb so hohe wie der M4 Pro. Dieser liegt gegenüber dem M2 Pro um 35 Prozent vorne.
Schon mit dem günstigsten Mac Mini laufen selbst anspruchsvolle Programme wie Lightroom flüssig genug, um damit vernünftig zu arbeiten. Der Unterschied zum alten Basismodell mit halb so viel RAM ist zum Teil frappant: Mein Test-Export von 200 RAW-Bildern ist in einem Drittel der Zeit erledigt.
Braucht eine Aufgabe vor allem die GPU, wie etwa Adobes KI-Rauschfilter, ist der Vorsprung der neuen Chips weniger gross. Dafür setzt sich der M4 Pro umso stärker vom normalen M4 ab. Das gilt auch beim Videoexport, der sowohl CPU als auch GPU auslastet.
Unter dem Strich heisst das: Der Basis-Mini reicht völlig, falls du nur gelegentlich anspruchsvolle Anwendungen brauchst. Bearbeitest du aber täglich grosse RAW-Bilder oder arbeitest an Videoprojekten, ist das Upgrade auf den M4 Pro eine gute Idee. Dabei lohnen sich die 200 Franken oder 230 Euro für die Vollversion des Chips, die zwei CPU-Cores und vier GPU-Cores mehr hat.
Temperaturen und Lautstärke: Pssst!
Für die Kühlung des Chips setzt Apple auf ein ähnliches Konzept wie beim Mac Studio: Ein zylinderförmiger Lüfter holt sich Frischluft unter dem Gehäuse, lässt es über die Platine sowie das Netzteil strömen und bläst die Abwärme wieder raus. Im Teardown-Video von iFixit ist auch zu sehen, dass der Kühler des M4 Pro hochwertiger ist als derjenige des M4.
Das Kühlsystem funktioniert im Alltag hervorragend. Die meiste Zeit ist der Mac Mini überhaupt nicht zu hören. Erst unter Volllast dreht der Lüfter auf, bleibt dabei aber sehr leise. Ich messe aus 30 Zentimetern Entfernung gerade mal 44 Dezibel, wenn ich CPU und GPU gleichzeitig stresse.
Trotz der geringen Lautstärke muss der Mac Mini seinen Chip nie drosseln. Der Lüfter hält die Temperatur auf etwa 95 Grad Celsius, die Taktrate der CPU bleibt stabil bei rund 3,9 Gigahertz. Maximal messe ich mit dem regulären M4-Chip eine Leistungsaufnahme von 55 Watt, im Leerlauf kommt er mit 3,5 Watt aus.
Fazit
Apples bester Deal aller Zeiten
Einen so guten Bürocomputer für so wenig Geld gab es noch nie. Schon der günstigste Mac Mini wird mit allem fertig, was ihm ein normaler Alltag in den Weg stellt. Der neue Chip und der zusätzliche Arbeitsspeicher erweitern die Möglichkeiten des Winzlings gegenüber dem Vorgängermodell. Das macht den Basis-Mini zu Apples bestem Deal aller Zeiten.
Mit M4 Pro, noch mehr RAM oder mehr Speicherplatz steigt der Preis rapide an. Der stärkere Chip lohnt sich, wenn du oft leistungshungrige Programme wie Lightroom verwendest. Diese laufen damit spürbar schneller. Bei der SSD solltest du Upgrades auf ein Minimum beschränken und grosse Datenmengen lieber extern ablegen. Apples Preispolitik ist in diesem Bereich endgültig nicht mehr zeitgemäss.
Ansonsten gibt es am neuen Mac Mini kaum etwas auszusetzen. Er hat eine gute Auswahl an Anschlüssen und demonstriert eindrücklich die Effizienz von Apples Chips: Trotz des engen Gehäuses überhitzt der Mini nicht und muss seine Leistung nie drosseln. Das verdankt er auch seinem effizienten und meist unhörbaren Kühlsystem.
Bloss dieser Knopf ...
Pro
- genug Leistung für fast alles
- in der Basis extrem günstig
- beeindruckend kleiner Formfaktor
- gute Auswahl an Anschlüssen
- leise und energieeffizient
Contra
- SSD-Upgrades sind überteuert
- Einschaltknopf auf der Unterseite
Mein Fingerabdruck verändert sich regelmässig so stark, dass mein MacBook ihn nicht mehr erkennt. Der Grund: Wenn ich nicht gerade vor einem Bildschirm oder hinter einer Kamera hänge, dann an meinen Fingerspitzen in einer Felswand.