Krisensicher: Radiergummi im Test
Produkttest

Krisensicher: Radiergummi im Test

David Lee
1-11-2022

Wer die Zeichen der Zeit lesen kann, erkennt glasklar: Elektronik war gestern, die Zukunft gehört der Offline-Welt. Der Radiergummi Transluzent 11710 markiert den Beginn einer neuen Ära.

Warum fällt es den Menschen so schwer, die Realität zu akzeptieren? Es ist doch völlig offensichtlich: Das Zeitalter der Elektronik ist vorbei. Die Geräte können schon gar nicht erst produziert werden. Strom wird knapp und teuer, fällt vielleicht sogar aus. Powerbanks? Nichts als Symptombekämpfung. Gefragt sind an die neuen Verhältnisse angepasste Technologien. Fortschrittliche Technologien, die ohne Strom und Elektronik auskommen. Technologien wie der Radiergummi.

Radiergummi-Technologie kurz erklärt

Da der Radiergummi in Tech-Kreisen weitgehend unbekannt ist, eine kurze Einführung. Beim Radierer handelt es sich um ein physisches Objekt, das einen ähnlichen Zweck erfüllt wie die Löschtaste. Bereits Geschriebenes oder Gemaltes lässt sich damit zum Verschwinden bringen. Das Tool besteht aus Kautschuk oder in neueren Ausführungen aus polymerem Kunststoff.

Mit herkömmlichen Geräten wie PCs oder Smartphones funktionieren Radiergummis nicht. Es braucht dazu spezielle, aufs postelektronische Zeitalter zugeschnittene Anzeigegeräte wie Papier oder Karton sowie einen Stift als Eingabegerät. Diese Tools funktionieren ebenfalls ohne Strom und ohne altmodische Silizium-Chips, wodurch ein fürs 21. Jahrhundert geeignetes, stromloses Ökosystem zur Verfügung steht. Fast alle Stifte und Papiere sind uneingeschränkt miteinander kompatibel.

Obwohl die Technologie zukunftsweisend ist, existiert sie schon lange – sie ist bestens erforscht und erprobt. Heute längst vergessen, gab es sogar eine Zeit, in der Radiergummis recht verbreitet waren. So begann das Unternehmen Läufer bereits 1922 mit der Massenproduktion. Der Läufer-Radierer feiert also dieses Jahr seinen Hundertsten – doch tut er dies still. Niemand scheint das Jubiläum zu bemerken. Der Hersteller schreibt zwar stolz «Qualität seit 1922» auf die Verpackungen, scheint aber nicht in Feierlaune. Vielleicht liegt es daran, dass die Läufer & Gutenberg GmbH vor rund zehn Jahren in Konkurs ging und seither unter dem Namen Gutenberg GmbH weitermacht, also ohne den Radiergummi im Namen.

Jetzt feiert der Radiergummi eine Renaissance.

Der Läufer Transluzent 11710

Die Aufbruchstimmung in der Radiergummibranche ist dem Transluzent 11710 anzusehen. Farbenfroh und optimistisch hebt er sich vom tristen Grau früherer Kunststoff-Modelle wie dem Läufer Plast 0140 ab. Anders als die Modelle aus Kautschuk, etwa dem unter Hipstern gefragten Läufer Universal 0440 bleibt er fast unbeschränkt lange frisch und geschmeidig.

Unboxing und erster Eindruck

Das Unboxing gestaltet sich unspektakulär, denn der Transluzent 11710 kommt bereits ungeboxt daher. Zumindest im Offline-Handel – denn dort kauft man in der elektronikfreien Zukunft ein. Die Radiergummis liegen da einfach so nackt im Ladenregal herum. Das hat zwei Vorteile: Erstens kommt so niemand in Versuchung, ein stinklangweiliges – und stromfressendes – Unboxing-Video von epischer Länge auf Youtube zu stellen. Und zweitens: Zero Waste. Da sieht man mal, wie fortschrittlich so ein Radiergummi sein kann!

Transluzent ist nicht nur ein schönes Wort, die Gummis sehen auch attraktiv aus. Die Farbpalette ist zweifellos eine Reminiszenz an einen anderen Meilenstein des strom- und halbleiterlosen Büros, den Stabilo Boss. Ein wenig erinnern mich die vielen bunten Läufer auch an saure Gummischleckereien. Geschmacklich geben sie allerdings nicht allzu viel her.

Der Radiergummi liegt gut in der Hand: Er ist leicht rau, was ich sehr angenehm finde. Er fühlt sich trocken und griffig an, nicht wie ein glitschiger Fisch.

Diese Haptik! Fantastisch.
Diese Haptik! Fantastisch.

Gewicht und Abmessungen

Der Transluzent 11710 wiegt 15 Gramm und misst 48 × 28,5 × 11,5 Millimeter. Diese Angaben sind unabhängig von der Farbe. Die Abweichung pro Stück liegt bei unter 0,1 Prozent. Allerdings verringern sich sowohl das Gewicht als auch die Abmessungen durch den regelmässigen Gebrauch. Theoretisch kann sich der Radiergummi somit selbst aus der Welt radieren, praktisch kommt dies allerdings kaum vor, da sich niemand mit einem 1 × 1 × 1 Millimeter grossen Radiergummi abgeben will.

Die obere, kürzere Seite ist etwa 38 Millimeter lang, die Schrägseite 15 Millimeter. Und nicht etwa zehn Millimeter, denn in einem rechtwinkligen Dreieck gilt bekanntlich a² + b² = c². Also 100 + 132 = 232, und die Quadratwurzel aus 232 ist ungefähr 15. Das Volumen kannst du selber ausrechnen, ich hab jetzt keine Lust mehr auf Geometrie.

Die Abmessungen des Transluzent 11710 im Seitenprofil.
Die Abmessungen des Transluzent 11710 im Seitenprofil.

Bedienung

Der Läufer Transluzent 11710 hat ein bestechend einfaches und sehr intuitives Bedienkonzept. Du nimmst ihn wie ein Stift in die Hand und benutzt ihn wie ein Stift. Ausser, dass er nicht schreibt, sondern löscht. Es lässt sich damit nicht so fein arbeiten wie mit dem Stift, das ist aber auch nicht nötig. Die Ecken ermöglichen eine ausreichend exakte Korrektur. Der Transluzent 11710 bietet gegenüber herkömmlichen Modellen den Vorteil der abgeschrägten Spitze. Die Ecken runden sich so weniger schnell ab.

Radierleistung

Bleistift radiert der Transluzent 11710 schnell und mit geringem Abrieb aus. Dies scheint unabhängig vom Härtegrad des Stifts zu sein. Ich habe Bleistifthärten 2H, H, HB und 2B getestet. Bei allen bleibt eine Spur zurück. Sie ist aber so schwach, dass jeder Digital Native die Schrift als ausgegraut und somit inaktiv erkennt.

Farbstift ist schwieriger wegzubekommen. Der Fehler verblasst, aber es bleibt ein deutlich erkennbarer Rückstand. Noch einmal deutlich schlechter geht Kugelschreiber weg: Da wird lediglich die Schrift etwas heller.

Allerdings hat der Hersteller gar nie behauptet, dass der Transluzent 11710 Kugelschreiber radieren kann. Vom Läufer Plast-Combi 0720 behauptet er das. Der beseitigt die Kugelschreiberspuren aber kaum besser als der Transluzent. Zudem verteilt sich feiner Abrieb auf dem Papier. Beim Transluzent ist das nicht der Fall, da bleibt der Abrieb an einem Stück und lässt sich problemlos entfernen.

Radiergummis eignen sich generell nicht, um Kugelschreiber oder Tinte zu korrigieren. Doch auch dafür gibt es eine strom- und halbleiterfreie Technologie: Das sogenannte Tipp-Ex.

Letztlich macht der Transluzent 11710 genau das, was er verspricht: Bleistift und Farbstift ausradieren. Er beschränkt sich auf die für einen Radiergummi sinnvollen Anwendungsgebiete. Ehrlich und überzeugend.

Fazit: Vorbote einer besseren Welt

Es gibt sie noch, die echten Innovationen. Die Technologiesprünge, von denen wir träumen. Selten hat sich ein Testgerät in meinen Händen so futuristisch, so wegweisend angefühlt. Der Läufer Transluzent 11710 markiert den Aufbruch in ein neues Zeitalter, in dem wir uns frei von Strom, Firmware-Updates, fragilen Lieferketten und anderen Abhängigkeiten bewegen und erst noch die Umwelt schonen. Kein Zweifel: Wir haben es hier mit dem ganz grossen Wurf zu tun. Trotz seiner revolutionären Technologie bietet der Radierer eine ausgereifte Bedienung und eine zuverlässige Leistung. Mit seiner Ergonomie, seiner Transluzenz und dem guten Gefühl beim Rubbeln vermag er auch die letzten Radiergummiskeptiker zu begeistern. Das ressourcenschonende Gesamtkonzept schlägt sich auch im äusserst günstigen Preis nieder. Was willst du mehr?

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


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