Crucial P310
2000 GB, M.2 2230
Die P310 von Crucial kommt im kleinen Formfaktor und ist deshalb besonders für Handhelds oder Notebooks geeignet. Der verbaute QLC-Speicher der neuesten Generation leistet Erstaunliches. Die SSD kann mit vermeintlich schnelleren Modellen mithalten.
2230 ist nicht nur die Postleitzahl des niederösterreichischen Gänserndorf, sondern auch die Bezeichnung für den Steckkarten-Formfaktor von M.2-SSDs. Die 30 steht dabei für die Länge in Millimetern. Mit ergo drei Zentimetern passt die neue P310 von Crucial in Handhelds wie das Steam Deck. Die SSD überzeugt mit ihrer Performance – auch bei hohen Füllständen.
Crucial setzt bei der P310 auf den Phison E27T Controller mit vier Speicherkanälen. Auf einen eigenen DRAM-Cache musst du verzichten, weil der keinen Platz hätte. Stattdessen wird die NVMe-Funktion «Host Memory Buffer» (HBM) verwendet. HBM macht sich einen Teil des Arbeitsspeichers des Host-Rechners als Cache-Speicher zunutze. Die SSD wird per PCIe 4.0 angebunden.
Beim sequentiellen Lesen sollen gemäss Hersteller 7100 Megabyte pro Sekunde (MB/s) drin liegen. Beim sequentiellen Schreiben sind es 6000 MB/s. Damit ist sie – zumindest gemäss Hersteller – beim Lesen die schnellste SSD in der 2230-Grösse.
Beim NAND-Speicher setzt Crucial auf QLC mit 4 Bit pro Speicherzelle vom Mutterhaus Micron. NAND ist eine nichtflüchtige Speichertechnologie, die keinen Strom benötigt, um Daten zu speichern. Beim verbauten QLC handelt es sich um die neueste Generation mit 232 Layern. Gegenüber dem Vorgänger mit 176 Layern verspricht Micron beim Lesen 24 und beim Schreiben 31 Prozent bessere Performance. Auch die Zugriffszeit soll besser sein.
Auf meinem zwei Terabyte (TB) grossen Testsample, das mir von Crucial zur Verfügung gestellt wurde, sitzt ein NAND-Speicherbaustein. Die Garantie der SSD beträgt fünf Jahre oder bis zu einem festgesetzten Schreiblimit, das je nach Speicherkapazität der SSD variiert. In meinem Fall 440 TB geschriebener Daten.
Beim Gaming-Benchmark von 3DMark schneidet die P310 25 Prozent schlechter ab als das Topmodell mit TLC-Speicher. Das sieht erstmal nach viel aus, relativiert sich aber, wenn du bedenkst, dass SSDs mit QLC-Speicher aufgrund ihres Aufbaus weniger Leistung bieten. Auf die Zweitplatzierte fehlen nur elf Prozent. Die Unterschiede zu den anderen liegen gar unter fünf Prozent – die P310 schneidet also ganz ordentlich ab. Bei 80 Prozent Füllstand büsst die SSD rund sechs Prozent ihrer Performance ein. Trotz dieser Einbusse ist auch das noch ein ordentliches Resultat.
In Office-Anwendungen reiht sich die P310 im Mittelfeld ein, sie behält den Anschluss zu den beiden Topmodellen mit TLC-Speicher. Auch wenn sie zu 80 Prozent voll ist, überzeugt sie im Test.
Die Lesegeschwindigkeit messe ich mit dem Programm CrystalDiskMark. Hier zeigt sich, dass die Unterschiede zwischen den SSDs beim sequentiellen Lesen gering sind. Die P310 schneidet im Vergleich zur stärkeren Konkurrenz mit TLC-Speicher, DRAM und grösserem Formfaktor ganz ordentlich ab.
Der erste Wert pro SSD in der Grafik bezieht sich auf das sequenzielle Lesen. Der zweite Wert hingegen auf das zufällige Lesen und Schreiben. Arbeitest du mit grossen Dateien, ist der erste für dich relevant, mit kleinen Dateien der zweite.
Beim Schreiben sind die Unterschiede zu den anderen SSDs grösser. Das zeichnet sich aber bereits auf dem Datenblatt ab. Der grösste Unterschied ist beim zufälligen Schreiben messbar. Dennoch leistet die P310 Erstaunliches: Sie erreicht gar ein besseres Resultat, als der Hersteller verspricht. Für eine QLC-SSD ist das hervorragend.
Bei einem praxisnahen Test kopiere ich eine 10 Gigabytes grosse Datei von einer RAM-Disk auf die SSDs. Durch die RAM-Disk ist sichergestellt, dass die SSD der Flaschenhals ist, da die Disk eine viel höhere Schreib- und Leserate erreicht. Auch hier schneidet die SSD von Crucial super ab. Sie kann sogar einige SSDs mit TLC-Speicher hinter sich lassen.
Um zu testen, wie sich die SSD beim Dauerschreiben von Daten verhält, schreibe ich die 10-GB-Testdatei aus der RAM-Disk mittels Batch-Befehl immer wieder auf die SSD. So kann ich feststellen, ab wann sie runterdrosselt. Nach rund 400 GB geschriebener Daten fällt die Geschwindigkeit auf 300 MB/s. Das ist für eine QLC-SSD eine gute Leistung.
Wenn ich bei 80 Prozent Füllstand dauerschreibe, liegt die Höchstgeschwindigkeit übrigens nur noch für rund zwei GB geschriebener Daten drin. Dies, weil der SLC-Modus bei höherem Füllstand kleiner ist. Danach beträgt die Geschwindigkeit um die 1500 MB/s für rund sieben GB Datenmenge, bevor sie wieder auf 300 MB/s fällt.
Beim Kopieren, also dem gleichzeitigen Lesen und Schreiben auf der SSD, dupliziere ich die 10 GB grosse Datei auf dem Laufwerk. Hier liegt die P310 deutlich hinter jenen der TLC-Konkurrenz. Noch deutlicher fällt sie bei 80 Prozent Füllstand ab.
Der auf der Crucial P310 verbaute QLC-Speicher leistet Erstaunliches. Dabei handelt es sich um die neueste Generation des Mutterhauses Micron. Dieser schafft es gar, mit den Topmodellen mit TLC-Speicher mitzuhalten. Die SSD ist deshalb eine hervorragende Wahl für Gaming-Handhelds oder Notebooks, in die nur SSDs im 2230-Formfaktor passen.
Dabei überzeugt die SSD beinahe durchs Band: ob beim Gaming, Office oder Schreiben von Daten. Einzig beim Kopieren fällt sie ab. Weiterer Kritikpunkt ist die Garantie mit den Terabytes Written (TBW): Die lediglich 440 TB für das 2-TB-Modell sind deutlich weniger als bei TLC-SSDs. Dennoch dürften die wenigsten diese Grenze erreichen. Du müsstest täglich über 240 GB Daten schreiben, um die TBW vor Ablauf der Herstellergarantie von fünf Jahren zu knacken.
Der Preis der P310 erscheint mir zurzeit (Stand: 16.9.2024) fair. Die vergleichbare, wenn auf dem Datenblatt auch langsamere WD Black SN77M, ist zwar deutlich günstiger. Die gemäss Datenblatt ähnlich schnelle MP600 Mini ist dafür noch teurer.
Pro
Contra
Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.