Kinesio-Tapes: Wundermittel der Physiotherapie oder Placebo-Effekt?
Zwischen Placebo und angewandter Physiotherapie: Neben bunten Farbakzenten auf der Haut versprechen die Kinesio-Tapes Stabilität der Gelenke, Muskelentspannung oder Sicherheit beim Wiedereintritt in den Lieblingssport. Aber woher kommen die elastischen Bänder und warum erfreuen sie sich so hoher Beliebtheit in der Physiotherapie?
Die bunten, elastischen Baumwollbänder versprechen vielseitige Einsatzmöglichkeiten: Kinesio-Tapes stabilisieren ein Gelenk oder entspannen die Muskulatur, regen das Lymphsystem an oder unterstützen den Körper nach einer Operation. Unterschiedliche Farben sollen nach dem Prinzip der Farblehre noch dazu kühlende oder wärmende Effekte haben. Doch was ist wirklich dran an den bunten K-Tapes? Woher kommen sie und was bewirken sie an unserem Körper? Im Gespräch mit der Physiotherapeutin Katharina Listmayr vom Medizinzentrum Alserstraße in Wien klärt mich die Expertin über Anwendung und Wirkung der Tapes und über die Wichtigkeit des Placebo-Effektes auf.
Woher kommen die bunten Bänder?
Kinesio-Tapes sind keine neue Erfindung. Bereits 1973 wurden die Bänder vom japanischen Chiropraktiker Kenzo Kase entwickelt. Heute sind sie fester Bestandteil der Orthopädie und Traumatologie und finden dort vielfältige Anwendungsbereiche.
Wann kommen die K-Tapes zum Einsatz?
«Es gibt unterschiedliche Anlageformen, zum Beispiel lymphatische, muskuläre oder postoperative», erklärt Katharina Listmayr. Als Expertin in den Bereichen Orthopädie und Traumatologie kommen Kinesio-Tapes in ihren Behandlungen regelmäßig zum Einsatz. «Ich verwende sie vor allem postoperativ bei Schwellungen oder beim Sport-Wiedereintritt.» Insbesondere bei Sportverletzungen zeigen die bunten Tapes große Wirkung, sagt Listmayr: Patient:innen seien nach einer Operation oftmals unsicher und würden sich beim Wiedereintritt in den Sport durch das Aufkleben der Tapes deutlich sicherer fühlen. Aber auch bei Patient:innen mit starken Schwellungen zeigen die Kinesio-Tapes eine erstaunliche Wirkung: «Bei einer Patientin mit einem großen Hämatom haben wir die K-Tapes ausprobiert. Und tatsächlich hat sich die Schwellung entlang der Anlagelinie des Tapes direkt zurückgebildet», erzählt Listmayr.
Wie genau wirken die Kinesio-Tapes?
Kinesio-Taping funktioniert vor allem über den Zug, der beim Aufkleben entsteht, so Listmayr. Die kleinen Wellen, die dabei auf der Haut entstehen, wirken wie eine Art Dauermassage, lockern die Muskulatur und sorgen für eine angeregte Mikrozirkulation, also eine Zirkulation zwischen den kleinsten Blutgefäßen zwischen Haut und Muskeln. Dazu kommt eine große psychische Komponente, die Listmayr zufolge nicht zu unterschätzen ist. «Placebo ist ein erwiesener Effekt. Wir arbeiten beim K-Taping ganz stark damit. Wenn alltägliche Bewegungen nach einer Operation zur Herausforderung werden, kann das Aufkleben der Tapes auch eine psychische Stabilisierung für Patient:innen sein», so Listmayr.
Was hat es mit den unterschiedlichen Farben der K-Tapes auf sich?
Ein Teil der Wirkung wird auch den unterschiedlichen Farben der Tapes zugeschrieben. Grundlage dafür ist die klassische Farbenlehre: Blau soll kühlend wirken und eigne sich daher besonders für die Behandlung von Schwellungen, Rot oder Schwarz sind wärmende Farben und kämen daher eher bei Muskelverspannungen zum Einsatz. Listmayr sieht das kritisch: «Da sind wir wieder beim Placebo-Effekt», erklärt sie. «Wenn ich daran glaube, dass blau kühlt und dann sehe ich das blaue Tape an meinem Handgelenk, dann kann das funktionieren. Aber es gibt keine Unterschiede zwischen den Tapes, weder bei der Zugkraft noch beim Material.»
Tipps für das Kinesio-Taping zu Hause
«K-Taping ist eine Behandlungsform, bei der Patient:innen nichts falsch machen können», so Listmayr. Wenn einmal geklärt ist, wie die Tapes aufgeklebt werden, kannst du die bunten Bänder zu Hause auch selbst anwenden. Qualitätsunterschiede gäbe es zwischen den Tapes aus der Apotheke, aus der Physiotherapie-Praxis oder aus dem Drogeriemarkt nicht: «Eigentlich geht es beim Kauf der Tapes nur um den Kleber. Dabei ist wichtig zu klären, ob man auf den allergisch ist. Ansonsten eignen sich die Tapes für alle.»
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Ich liebe blumige Formulierungen und sinnbildliche Sprache. Kluge Metaphern sind mein Kryptonit, auch wenn es manchmal besser ist, einfach auf den Punkt zu kommen. Alle meine Texte werden von meinen Katzen redigiert: Das ist keine Metapher, sondern ich glaube «Vermenschlichung des Haustiers». Abseits des Schreibtisches gehe ich gerne wandern, musiziere am Lagerfeuer oder schleppe meinen müden Körper zum Sport oder manchmal auch auf eine Party.