JBL Live Beam 3 im Kurztest: Funktions-Explosion und bewährte Werte
Produkttest

JBL Live Beam 3 im Kurztest: Funktions-Explosion und bewährte Werte

Florian Bodoky
18-10-2024

JBLs packt viele Features in die Live Beam 3. Doch wie überzeugend ist deren Qualität? Ziemlich klasse, finde ich – vor allem für diesen Preis.

Die Live Beam 3 sind eins von drei In-Ear-Modellen, die JBL anlässlich der CES 2024 in Las Vegas vorgestellt hat. Bereits damals ist mir mit einem Blick auf das Specsheet aufgefallen: Die Haman-Tochter versucht möglichst jedes Schlagwort abzudecken. LDAC, Multipoint, aktive Geräuschunterdrückung (ANC), eine Akkulaufzeit von insgesamt zwölf Stunden auf den Hörern und drei weiteren Ladezyklen in der Box. Neun bis zehn sollen es bei aktivierter Geräuschunterdrückung sein. Zudem liefern sie insgesamt vier Paar Kopfhörer-Aufsätze, ein USB-C-zu-USB-A-Kabel und eine Kurzanleitung.

Die Stärken

Die starke Akkulaufzeit halten die kleinen Buds in meinem Test ein. Zudem reichen zehn Minuten Ladezeit für vier weitere Stunden Musikwiedergabe. Die Ladeschale ist relativ klobig und breit. Zudem wiegt sie samt Hörer 78 Gramm. Nicht gerade ein Leichtgewicht.

Schickes Design, gute Verarbeitung.
Schickes Design, gute Verarbeitung.
Quelle: Florian Bodoky

Das Display ist ein cooles Feature. Zu Beginn des Tests tue ich es als unnötige Spielerei ab. Wer braucht schon ein Display auf einer Ladebox? Aber tatsächlich hat JBL die Hülle mit Funktionen vollgepackt. Nebst Zeit- und Akkuanzeige kannst du dir dort auch Benachrichtigungen deines Phones anzeigen lassen, deine Musik oder deine Equalizereinstellungen steuern. Ebenso änderst du etwa die Stärke des Transparenzmodus oder der Geräuschunterdrückung. Das 1,45 Zoll grosse Display ersetzt also fast schon die Smartwatch – bis auf die Health-Funktionen, versteht sich. Auch ist es angenehm zu bedienen und funktioniert klaglos.

Das Ladecase ist auch ein prima Ersatz für die App – allerdings lohnt sich ein Blick darauf. Denn sie ist eine weitere Stärke JBLs. Zunächst wird deine Passform erörtert. Du steckst dir die Beam in die Ohren und die App sagt dir, ob du möglicherweise grössere oder kleinere Aufsätze nutzen solltest, um die bestmögliche Musikqualität zu haben. Trotz der vielen Funktionen ist die App übersichtlich gestaltet und einfach zu bedienen.

Das Case kann richtig viel.
Das Case kann richtig viel.
Quelle: Florian Bodoky

Nebst den ganzen Steuerungsoptionen (ANC, SmartTalk, individuelle Touchgesten festlegen…) gibt es zwei Features, die mir besonders gefallen: einen Zehn-Band-Equalizer, den du individuell gestalten kannst, oder aber sechs verschiedene Presets. Richtig cool finde ich die Einstellungen, die du zum Telefonieren nutzen kannst – ein bekannter Schwachpunkt vieler TW-Kopfhörer.

Ein Blick in die App lohnt sich.
Ein Blick in die App lohnt sich.
Quelle: Florian Bodoky

Zum einen die Option «Voice Aware», bei der du festlegen kannst, wie gut du deine eigene Stimme beim Telefonieren hören kannst. Zum anderen den «Private Call Mode». Hier kannst du einen Kopfhörer aus dem Ohr nehmen und ihn als Mikrofon direkt vor deinen Mund halten. So versteht dich dein Gegenüber viel besser. Dies ist vor allem in lauter Umgebung nützlich, zumal die Voice Isolation bei den Beam 3 nicht gerade das Gelbe vom Ei ist.

Die Schwächen

Die Live Beam 3 kommen im klassischen «Lollipop-Design», also mit Stilen. Das behagt mir gut, da das Gewicht besser verteilt ist als bei knopfförmigen Buds. Dadurch halten sie gut in meinen Ohren.

Allerdings verbirgt sich hier auch eine Schwäche: die Steuerung. Wie bei diesen Kopfhörern üblich, kannst du die Musik über Touchgesten in den Stilen steuern. Diese sind beim Live Beam 3 sehr empfindlich. Im Test wurde oft ein «im-Ohr-Zurechtrücken» als Eingabe erkannt, was zu unerwünschten Musikpausen führte.

Die Touchbedienung ist (zu) empfindlich.
Die Touchbedienung ist (zu) empfindlich.
Quelle: Florian Bodoky

Ebenfalls nicht überzeugt hat mich der Transparenzmodus. Zum einen verursachen die Mikrofone, die die Geräusche an dein Ohr transportieren, ein deutlich wahrnehmbares Eigenrauschen. Zudem sind menschliche Stimmen immer leicht verzerrt.

Beim Telefonieren lohnt sich der Private Call Mode, da die Voice Isolation nicht optimal ist und du von deinem Gegenüber dann nicht so gut verstanden wirst. Auch die sehr kurzen Stile dürften dazu beitragen – so sind die Mikrofone logischerweise weiter vom Mund weg. Zusätzlich wird die Stimme von einem Knistern begleitet.

Der Sound

Bevor ich mich dem Sound widme, musst du wissen: Der Zehn-Band-Equalizer in der App lässt dir sehr viele Freiheiten in puncto Individualisierung. Du kannst viele Charakteristika der JBL-typischen Soundsignatur verstärken oder abschwächen. Für den Test lass ich den Sound auf Standard.

Ich schicke voraus: Der Live Beam 3 klingt lebendig und druckvoll, hat eine gute Portion Detailreichtum und einen vollmundigen Ansatz. Etwas mehr Kontrast und Klangbreite könnte er aber vertragen. Testtrack hier ist «Hoch» von Tim Bendzko.

Der Sound zeigt sich im Gegensatz zu früheren JBL-Modellen zwar verbessert und ist im gesamten Spektrum detaillierter und vielseitiger geworden. Aber: Es ist nach wie vor ein Party-Kopfhörer. Andere Geräte klingen natürlicher. Etwa bei klassischer Musik wie Schumanns Klavierkonzert mit Geige oder Klavier hört man das gut.

Das soll aber nicht heissen, dass die JBL schlecht sind. Der Sound ist äusserst schwungvoll und macht Spass. Er ist zwar basslastig, aber balancierter als seine Vorgänger. Auch das bekannte Dröhnen, wenn es zu viel Bass gibt, erlebe ich hier nicht. Zudem kannst du im Equalizer noch nachbessern, sollte er dir zu stark sein.

Was du sonst noch wissen musst

JBL wirbt mit der aktiven Geräuschunterdrückung der Beam 3. Diese macht einen ordentlichen Job. Vor allem, wenn es darum geht, den Verkehrslärm auszublenden. Wo das ANC Mühe hat, sind hochfrequente Klänge. Das ist bei In-Ears in dieser Preisklasse aber keine Seltenheit. Du kannst die Stärke des ANC noch anpassen, aber auch auf der stärksten Stufe rutscht dann und wann noch was durch.

Auch adaptives ANC gibt es. Wenn du diesen Modus aktivierst, passt sich die Geräuschunterdrückung automatisch der Umgebung an. Diesen Modus mag ich nicht. Auch bei teuren High End In-Ears höre ich, wenn die Adaption startet. Dies stört mich beim Musikhören – noch mehr, als wenn ich gar kein ANC aktiviert habe. JBL macht insgesamt einen ordentlichen Job, vor allem in Anbetracht der Preisklasse. Wenn perfektes ANC für dich wichtig ist, solltest du aber lieber woanders zugreifen.

Fazit

Hochwertig, innovativ, basslastig

Für den Preis bekommst du hier einen guten Kopfhörer. Aber was bedeutet das? Er hat kleinere Schwächen oder Eigenheiten, die sich zu diesem Preis verschmerzen lassen. So etwa das Noise Cancelling, was ordentlich, aber nicht auf Spitzenniveau ist. Die Mikrofone beim Telefonieren, die okay, aber nicht perfekt sind. Der Sound, der mit viel Bass ausgestattet ist. Aber auch Sound, der für Liebhaber von Elektrosound oder generell von Mucke mit Autotune gut geeignet ist. Mit vielen Funktionen für Audio-Nerds, mit einer tollen Ladeschale und einer genialen Akkulaufzeit.

Unter dem Strich:

Pro

  • Bass und Detailreichtum im Sound
  • Starker Akku
  • LDAC auf Android
  • Viele Features in der App und auf dem Case

Contra

  • Sound nicht besonders ausbalanciert und präzise
  • ANC mit Schwächen
  • Viel-Telefonierer brauchen App-Feature, sonst «knackts»
Titelbild: Florian Bodoky

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Seit ich herausgefunden habe, wie man bei der ISDN-Card beide Telefonkanäle für eine grössere Bandbreite aktivieren kann, bastle ich an digitalen Netzwerken herum. Seit ich sprechen kann, an analogen. Wahl-Winterthurer mit rotblauem Herzen.


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