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Ich habe endlich «Hollow Knight» gezockt – meine Erwartungen an «Silksong» sind nun riesig
«Hollow Knight» gilt als eines der besten Metroidvanias. Vielleicht erscheint dieses Jahr endlich der Nachfolger «Silksong». Zur Vorbereitung habe ich zum ersten Mal Teil eins gezockt, der mich voll gepackt hat. Daraus leite ich nun ab, was ich in Teil zwei sehen will.
Ich bin sieben Jahre zu spät. «Hollow Knight» ist im Februar 2017 erschienen, doch erst jetzt habe ich den Knight durch das von durchgedrehten Käfern befallene Hallownest gesteuert. Zu meiner Verteidigung: Ich bin erst seit kurzem Fan des Metroidvania-Genres – obwohl ich als Jugendlicher die namensgebenden «Metroid Prime» und «Castlevania: Symphony of the Night» gespielt habe. Metroidvania-Computerspiele zeichnen sich durch eine grosse, zusammenhängende Welt aus. Diese wird nach und nach erkundet. Erst mit der Zeit und erworbenen Fähigkeiten oder Gegenständen kann die ganze Welt begangen werden.
Nach dem erstmaligen Durchspielen von «Hollow Knight» weiss ich, wieso es als bestes Spiel des Genres gewertet wird: Es ist super. Aber andere Vertreter kommen mittlerweile an die Genialität heran. Titel, welche die klassische Metroidvania-Formel weiter gebracht haben oder solche, die ihr einen neuen Spin verpasst haben. Zu erster Kategorie zählen etwa «Ori and the Will of the Wisps» oder «Blasphemous 2». In die zweite fallen «Ultros» oder «Laika: Aged Through Blood». Im Folgenden verrate ich dir, bei welchen Punkten Team Cherry mit «Silksong» aus meiner Sicht nachlegen oder sich verbessern muss.
Das Worldbuilding muss zumindest an «Hollow Knight» herankommen
Was mich an «Hollow Knight» vor allem fasziniert, ist das Worldbuilding. In jeder Ecke der clever aufgebauten Karte gibt es neue Kriechtiere oder Hinweise zu entdecken, die mehr Aufschluss über die Welt von Hallownest geben. Der Kontrast zwischen der dunklen, deprimierenden Welt und den niedlichen Charakteren sorgt für eine dauerhaft beklemmende Stimmung. Bei der Präsentation der Welt spielt der Titel beinahe in einer eigenen Liga. Ich kenne einzig «Ender Lilies: Quietus of the Knights», das mithalten kann. Die Messlatte für den Nachfolger «Silksong» ist also sehr hoch. Für mich dürfte Pharloom, so der Name der Welt im Nachfolger, aber nicht ganz so gross sein wie Hallownest. Dafür mindestens so spannend.

Quelle: Team Cherry
Es müsste alles etwas schneller gehen
Dass mir die Karte von «Hollow Knight» fast zu gross ist, hängt mit den Bewegungsmöglichkeiten zusammen. Ich mag Backtracking, deshalb spiele ich auch Metroidvanias. Aber bei einer Welt in der Grösse von «Hollow Knight» müsste es mehr Möglichkeiten geben, abzukürzen. Also etwa besseres Schnellreisen.

Quelle: Team Cherry
Aber es ist nicht nur die Fortbewegung, die für das langsame Tempo des Spiels sorgt. Am Anfang geht es kaum vorwärts. Bis ich mich vom niedlichen Käfer mit altem Nagel als Waffe zum alles vernichtenden niedlichen Käfer mit etwas schicker aussehendem Nagel entwickelt habe, dauert es einfach zu lange. Das Spiel macht am Anfang wenig Spass. Ich habe denn auch an diversen Orten (etwa hier und hier) gelesen, dass viele das Spiel nach kurzer Zeit aufgeben. Für einen ausgezeichneten Titel wie «Hollow Knight» ist das schade. «Silksong» muss deshalb zu Beginn zugänglicher sein.
Das Kampfsystem braucht eine Frischzellenkur
Bei den Kämpfen merke ich dem Spiel das Alter an. Nicht, dass sie schlecht wären. Der Knight steuert sich auch heute noch sehr gut und die Mechaniken funktionieren. Aber im Gegensatz zu neueren Vertretern, wie den erwähnten Titeln, bietet der Kampf deutlich weniger Variation.

Quelle: Team Cherry
Der Knight hat nur eine Waffe. Für diese gibt es nur wenige Attacken und die meisten davon kommen spät im Spiel. Bis dahin habe ich mich derart an die anfangs verfügbare Attacke gewohnt, dass ich vergesse, die neuen einzusetzen. Eine ausgefeilte Option zum Blocken und Kontern von Angriffen fehlt ganz. Das System mit den Talismanen, die dem Knight diverse Boni geben, ist zwar nett und bietet auch einige interessante Kombinationen. Insgesamt bieten Systeme anderer Spiele aber deutlich mehr Variation.
Der letzte Trailer zu «Silksong» von 2022 zeigt zumindest beim Kampf-Gameplay mehr Abwechslung als beim ersten Teil. Team Cherry scheint einen grossen Fokus auf das Kampfsystem zu legen, was vielversprechend ist.
Neue Ideen müssen her
«Hollow Knight» bietet viele optionale Bosskämpfe. Mit Dingen wie dem «Kolosseum der Narren» gibt es auch nette Sidequests. Diese Dinge haben alle eines gemeinsam: Ich muss kämpfen. Das macht zwar Spass, ist aber auch monoton. Andere, neuere Genrevertreter bieten alternative Gameplay-Elemente, wie etwa das Gärtnern in «Ultros». Um neue Bereiche im Spiel zu erreichen, muss ich an gewissen Stellen die richtige Pflanze setzen. Zwischendurch lockern Minigames wie eine abgewandelte Form von Fussball für Abwechslung. Ähnliches oder etwas ganz anderes wünsche ich mir für «Silksong».

Quelle: Team Cherry
In der Welt von «Hollow Knight» kann ich mir eine Zuchtmechanik gut vorstellen. Etwa, wenn ich unterschiedliche Käfer züchten könnte, die mich dann beim Kämpfen oder Interagieren mit der Welt unterstützen.
Lange Wartezeit schürt Erwartung zusätzlich
Fünf Jahre lässt «Hollow Knight: Silksong» mittlerweile auf sich warten. Zunächst war es nur als DLC geplant, später wurde ein vollwertiges Spiel daraus. Infos und Neuigkeiten sind rar – Team Cherry ist in etwa so aktiv wie ich auf Social Media. Die letzten grösseren Infos und ein Einblick ins Gameplay gab es an einem Xbox-Showcase im Jahr 2022 zu sehen – also vor beinahe zwei Jahren. Fans und Medien stürzen sich deshalb auf jede Neuigkeit. Selbst eine Änderungen in der Steamdatenbank sorgt für Schlagzeilen. Von den beiden verfügbaren Trailern wurde mittlerweile jede Millisekunde analysiert.
Die lange Wartezeit und die spärliche Kommunikation machen das Warten zur Qual. In meinem Fall fällt zumindest die Wartezeit (hoffentlich) gering aus. Aber alle, die den ersten Teil gespielt haben, und seit der Ankündigung auf «Silksong» warten, haben wohl mehr als nur ein Haar verloren. Gehörst du zu jenen, müssen deine Erwartungen an das Spiel gigantisch sein. Bleibt zu hoffen, dass Team Cherry sie erfüllen kann.
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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.