Meinung

Goodbye Internet Explorer: Ich vermisse dich nicht

Jan Johannsen
14-6-2022

Der Internet Explorer hat vor einer gefühlten Ewigkeit das Web dominiert, aber nun verschwindet er endgültig. Ich vermisse Microsofts Browser nicht.

Am 15. Juni 2022 stellt Microsoft den Support für den Internet Explorer offiziell ein. Er hat lange genug sein Unwesen getrieben. Monopolisierung, Sicherheitslücken und verschlafene technische Innovationen machten ihn für mich zum Thema bei der Arbeit, aber nicht zum Browser der Wahl.

Schneller Aufstieg und langsamer Fall

1995 veröffentlichte Microsoft den Internet Explorer, der anfangs nicht mit dem Netscape Navigator mithalten konnte. Erst mit Version 3.0 waren die Browser funktional etwa gleichwertig. 1997 integrierte Microsoft den Explorer tiefer in sein Betriebssystem und machte ihn zum Standard in Windows 95. Ende der 1990er und Anfang der 2000er Jahre erreichte er einen Marktanteil von etwa 90 Prozent. Der Netscape Navigator spielte keine Rolle mehr, aber nach kurzer Pause kam mit dem Firefox und vor allem Chrome neue Konkurrenz. In den folgenden Jahren nahm die Verbreitung des Internet Explorer langsam ab und ging in den 2010ern rapide runter. Von knapp über 50 Prozent auf etwa 10 Prozent in fünf Jahren. 2015 veröffentlichte Microsoft mit «Edge» einen neuen Browser, der seit Ende 2018 auf dem quelloffenen Chromium basiert und den Internet Explorer als Standard-Browser in Windows 10 ablöste. Sieben Jahre später endet nun der Support für den Explorer vollständig.

Nur für den Download eines anderen Browsers

Meine erste Aktion an einem neuen Windows-Rechner war immer das Starten des Internet Explorer – aber nur zum Download eines anderen Browsers. Ich habe immer versucht, einen Bogen um den Internet Explorer zu machen. Zu seinen Hochzeiten stand zwar auf vielen Seiten der Hinweis «Optimiert für den Internet Explorer», aber das motivierte mich nur, noch mehr nach Alternativen zu suchen. Das war anfangs der Netscape Navigator als ehemaliger Platzhirsch, später dann der Firefox-Vorläufer Phoenix, aber auch Opera, Dolphin und später Chrome sowie Brave. Denke ich an meinen Mac, bin ich mit Safari auch nie warm geworden. Wie beim Internet Explorer, mochte ich nicht, was mir das Betriebssystem vorsetzte. Die Alternativen waren verlockender und vielversprechender.

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Die meisten Berührungspunkte hatte ich mit dem Internet Explorer aus beruflichen Gründen. Sei es, um über seine Sicherheitslücken oder auch neue Versionen zu schreiben oder den Menschen bessere Alternativen näherzubringen. Stoff für viele Berichte gab dann auch der Kartellrechtsprozess, den die EU wegen der Bündelung von Internet Explorer und Windows gegen Microsoft anstrengte. Er endete 2009 außergerichtlich mit der Browser-Auswahl beim ersten Start von Windows, die auf alternative Browser hinwies. 2012 war die Monopolstellung des Explorer dann so weit gebrochen, dass es für die EU kein Problem mehr war, dass andere Browser nicht auf die Kacheln von Windows 8 zugreifen konnten oder sich bei der Tablet-Version Windows RT gar keine anderen Browser installieren ließen. Das hatte ich längst vergessen, aber 2012 selber als News aufgeschrieben.

Der Internet Explorer hat mich über die Jahre zwar viel beschäftigt, ich werde ihn als Tool aber nicht vermissen – und meide den Microsoft Edge ebenfalls. Auch ihn starte ich nur für den Download eines anderen Browsers. Vielleicht zu Unrecht.

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