Fußbäder: Gut gegen kalte Füße, Migräne und bei Schlafproblemen
Hintergrund

Fußbäder: Gut gegen kalte Füße, Migräne und bei Schlafproblemen

Das schnellste Mini-Spa der Welt? Ein Eimer mit warmem oder kaltem Wasser. Fußbäder helfen nicht nur deinen Füßen, sondern wirken auf den gesamten Körper.

Dieses Gefühl, wenn du nach einem anstrengenden Tag auf den Beinen eine Schüssel mit warmem Wasser füllst und deine Füße eintauchst: Ahhh, so wohltuend! Und dafür benötigst du nicht einmal Saugbarben, die in sogenannten Fisch-Spas an menschlichen Füßen knabbern. Erstens sind diese Fisch-Spas laut Tierschutz Tierquälerei, zweitens geht es nicht in jedem Fisch-Spa-Becken wirklich hygienisch zu – und drittens machen die Tiere nur Pediküre: Sie saugen überschüssige Hautzellen ab, entfernen also Hornhaut.

Richtig angewandt, können Fußbäder zu Hause (und ohne Fische) jedoch viel mehr. Du brauchst dafür nur einen großen Eimer bzw. eine Fußbadewanne, in die deine Füße hineinpassen. Spezielle Geräte, die Sprudel und Fußmassagen versprechen, sind kein Muss. Und keine Sorge: Kalte Fußbäder erfordern keine aufwendige Vorbereitung wie beim Eisbaden.

Fußbad: Was passiert dabei in unserem Körper?

Wer von Fußbädern spricht, kommt an Sebastian Kneipp nicht vorbei. Der Pfarrer aus Bad Wörishofen hat im 19. Jahrhundert kalte und warme Güsse – die Therapie mit Wasser (Hydrotherapie) – populär gemacht. Die Effekte von Wasser haben sich allerdings Menschen schon seit jeher zunutze gemacht. Im alten Ägypten genauso wie in der griechischen Antike oder im alten Rom. Mittlerweile wendet man Kneipps Naturheilverfahren mit Fußbädern und Güssen auch in der Schulmedizin an.

Die Hydrotherapie wirkt erst einmal physikalisch: Wasser ist ein Wärmeleiter, kann also seine Temperatur an den Körper abgeben. Temperaturreize bleiben nicht lokal begrenzt, sondern stimulieren deinen Organismus: Immunsystem, Kreislauf, Nervensystem und Stoffwechsel. Tauchst du deine Füße in ein Fußbad, reagieren die Temperatursensoren der Haut. Der Wärme- oder Kältereiz stört die Körpertemperatur, worauf der Organismus reagiert.

Was dann passiert, beschreibt der Österreichische Kneippbund auf seiner Website so:

Vorerst aktivieren sich Abwehrmechanismen, die sich in den betroffenen Abschnitten des Rückenmarks abspielen. Wenn dies nicht ausreicht, wird die Regelzentrale mobilisiert, die über das vegetativ-hormonale System den Störfaktor ausgleicht. Durch bestimmte Hautreize können innere Organe beeinflusst werden, man spricht von einer Durchblutungssteigerung an einer von der behandelten Körperregion entfernten Stelle.
Österreichischer Kneippbund

Die Folge: Bei einem warmen Fußbad weiten sich die Gefäße, die Durchblutung der Beine sowie die der Bauch- und Beckenorgane wird angeregt, der Blutdruck gesenkt. Außerdem wirkt das warme Wasser beruhigend auf das vegetative Nervensystem.

Ein kaltes Fußbad hingegen verengt die Gefäße. Es wirkt zunächst blutdrucksteigernd. Anschließend erweitern sich die Gefäße wieder, da die körpereigene Wärmeregulation die unterkühlte Stelle stärker durchblutet. Dadurch wird der Blutdruck gesenkt.

Diese Signale an das Immunsystem bauen einen Schutz vor Erkältungen auf. Das beschreibt Andreas Michalsen, Professor für Klinische Naturheilkunde am Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Charité-Universitätsmedizin Berlin in seinem Buch «Heilen mit der Kraft der Natur».

Kneipp-Therapie: Studien belegen die Wirkung von Hydrotherapie

Dass die Hydrotherapie à la Kneipp wirkt, bestätigte eine Review-Studie. Sie fasst die Forschungsergebnisse zur Kneipp-Therapie von 2000 bis 2019 zusammen. Laut den Autorinnen und Autoren lässt sich mit der Kneippschen Hydrotherapie Bluthochdruck signifikant senken und Venenschwäche in den Beinen behandeln. Güsse mit Wasser verringern menopausale Beschwerden und Schlafprobleme, die keine organische Ursache haben, verbessern sich.

Apropos Schlaf: 1990 wies ein Team um Kurt Kräuchi vom Basler Universitätsspital nach, dass kalte Füße das Einschlafen erschweren. Laut seiner Studie, erschienen in Nature, beläuft sich die Einschlafzeit bei warmen Füßen durchschnittlich auf zehn Minuten, mit kalten Füßen brauchten die Probandinnen und Probanden 25 Minuten.

Warum das so ist? Prof. Michalsen erklärt es in seinem Buch so: «Die enorme Zeitdifferenz liegt in der unterschiedlichen Durchblutung der kleineren Blutgefäße, die unser Gewebe versorgen, und der peripheren Gefäße, die Einfluss auf die Kaskaden von Botenstoffen haben, die uns in den Schlaf wiegen.»

Ein warmes Fußbad vor dem Schlafengehen (oder notfalls eine Wärmflasche im Bett) ist ein heißer Tipp für schlechte Einschläfer.

Fußbad: Wechselwarme Anwendungen trainieren das Immunsystem

In der Kneippschen Hydrotherapie gibt es außer den kalten und warmen Fußbädern auch kalt-heiße Güsse im Wechsel. Experte Michalsen sagt, wechselwarme Anwendungen seien den rein warmen Anwendungen überlegen, bezogen auf «die allgemeine gesundheitliche Vorbeugung und das Training des Immunsystems».

Bei Blasenentzündungen empfiehlt der Mediziner heiße Fußbäder oder kaltes Wassertreten. Bei Bluthochdruck können Kalt-Warm-Wechselanwendungen wirksam sein: 2009 wies Christoph Gutenbrunner von der Medizinischen Hochschule Hannover nach, wie Hydrotherapie bei leichtem bis mittelschwerem Bluthochdruck wirkt. Sie sei als «wirksame Erweiterung der nicht medikamentösen Basistherapie der Hypertonie» zu betrachten. Wer unter Bluthochdruck leidet, sollte dennoch medizinisch abklären lassen, ob ein Fußbad als Behandlung ratsam ist.

Anwendungen: Welches Fußbad bei welchen Beschwerden?

Allerdings gilt: Aufs Geratewohl solltest du dir bei Vor-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Venenleiden, Krampfadern oder Erkrankungen des Herzens kein Fußbad einlassen. Hol dir erst grünes Licht bei Arzt oder Ärztin. Diese Erkrankungen sind unter Umständen Gegenanzeigen für jegliche Art von Fußbädern.

Bei rundum gesunden Menschen gilt hingegen: Erlaubt ist, was gefällt. So kann nach einer Wanderung ein warmes Fußbad entspannen oder ein kaltes an frischen Tagen aktivieren.

Wann sich Fußbäder empfehlen:

Fußbad zum Einschlafen: Mit Senfmehl oder Ingwer

Grundsätzlich gilt beim warmen Fußbad: Die Wassertemperatur sollte zwischen 37 und 39 Grad Celsius liegen. Länger als 15 Minuten solltest du deine Füße nicht baden. Für intensivere Durchblutung sorgen Zugaben wie ein wenig Senfmehl (ein bis maximal zwei Esslöffel auf fünf Liter Wasser). Achtung: Senfmehl darf nicht auf Schleimhäute gelangen. Bei Entzündungen oder offenen Wunden am Fuß ist Senf ungeeignet. Auch Ingwer hilft: Dafür frische Ingwerstücke für 20 Minuten köcheln lassen, anschließend das Ingwerwasser durch ein Sieb abseihen und ins Fußbad geben.

Fußbad gegen Schweißfüße: Mit Natron, Salbei oder Rinde

Gegen schwitzige Füßen hilft ein warmes Fußbad. Als natürliche Heilmittel kannst du den Sud von Weiden- oder Eichenrinde oder Salbeiblätter hinzufügen, die du zuvor in kochendem Wasser hast ziehen lassen. Salbei für wenige Minuten und die Rinden für mehrere Stunden. Auch Natron hat eine schweißreduzierende Wirkung: dafür zwei bis drei Teelöffel Natronpulver ins Fußbad geben.

Fußbad bei beginnender Erkältung und Migräne: Mit Kräuterextrakten oder Senfmehl

Ist eine Erkältung im Anzug, empfiehlt die Naturheilkunde nach Kneipp ein ansteigendes Fußbad. Du beginnst bei einer Wassertemperatur von knapp über 30 Grad und gießt laufend wärmeres Wasser nach. Aber nur solange du den Hitzereiz als erträglich empfindest. Mehr als knapp 40 Grad Celsius sollte das Fußbad nicht werden. Wichtig: Am Ende die Füße einem Kältereiz aussetzen und mit kaltem Wasser übergießen. Als Beigabe im Warmwasser empfehlen sich Fichtennadel-, Thymian- oder Eukalyptusöl oder Extrakte aus den Heilkräutern. Auch bei Migräne und Kopfschmerzen kann ein ansteigendes Fußbad helfen – oder du probierst wie oben beschrieben ein Senfmehl-Fußbad aus.

Fußbad bei geschwollenen Beinen: Mit Apfelessig oder Kräutern

Hier ist ein kaltes Fußbad gefragt. Das Wichtigste zuerst: Ein kaltes Fußbad braucht immer (!) warme Füße. Vor der Behandlung die Extremitäten darum warm reiben oder ein paar Schritte gehen, bis die Füße gut durchblutet sind. Ein kaltes Fußbad hat eine Temperatur zwischen 12 und 18 Grad Celsius. Deine Füße dürfen nur so lange darin baden, bis du den Kälteschmerz bemerkst. Das ist je nach Trainingszustand spätestens nach 60 Sekunden der Fall, Anfängern genügen meist schon zwei bis fünfzehn Sekunden. Maximalgrenze sind zwei Minuten – länger sollte ein kaltes Fußbad nie dauern.

Extrakte aus Beifuß-Kraut oder Melisse, Kamille, Pfefferminze oder Thymian verstärken die durchblutungsfördernde Wirkung. Oder du gibst 150 Milliliter Apfelessig auf 5 Liter kaltes Wasser – der Essig belebt deine müden Füße.

Egal ob kaltes, warmes oder ansteigendes Fußbad: Nach der Behandlung unbedingt für Wärme an den Füßen sorgen. Anschließend eine Weile lang ruhen, damit sich die Wirkung der Hydrotherapie voll entfalten kann.

Titelfoto: shutterstock

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Mareike Steger
Autorin von customize mediahouse

Ich hätte auch Lehrerin werden können, doch weil ich lieber lerne als lehre, bringe ich mir mit jedem neuem Artikel eben selbst etwas bei. Besonders gern aus den Themengebieten Gesundheit und Psychologie.


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