Entlassungswelle in Gaming-Branche geht weiter: Unity entlässt 1800 Mitarbeitende
Nach einem turbulenten Jahr entlässt Unity rund ein Viertel der gesamten Belegschaft. Damit ist das Unternehmen nicht alleine.
Gemäss Reuters startet Game-Engine-Entwickler Unity das neue Jahr mit der bisher grössten Entlassungswelle der Firmengeschichte. Bis Ende März 2024 werden rund 1800 Arbeitsplätze abgebaut. Das entspricht 25 Prozent der gesamten Belegschaft. Letztes Jahr hat das Unternehmen in drei Entlassungsrunden bereits über 1000 Jobs eliminiert.
Unity ist eine der grössten Game-Engines weltweit. Vor allem kleine bis mittelgrosse Studios nutzen das Tool. Gemäss Unity wurden 2022 mehr als 70 Prozent aller Top-Seller für PC, Konsolen und Mobile mit der Engine hergestellt. «Pokémon Go», «Cities: Skylines», «Among Us» und «Beat Saber» sind nur einige Beispiele. Trotz des grossen Erfolgs ist das Unternehmen nicht profitabel.
Unity hat ein turbulentes Jahr hinter sich. Das Unternehmen versuchte mit diversen Sparmassnahmen und neuen Einnahmequellen profitabel zu werden. Im September verärgerte Unity zahlreiche Indie-Studios mit einem neuen, teureren Bezahlmodell – der «Runtime Fee». Viele kleinere Entwickler sahen sich aufgrund der höheren Kosten in ihrer Existenz bedroht. Die Änderungen wurden mittlerweile rückgängig gemacht – zumindest teilweise. Der langjährige CEO John Riccitiello musste als Konsequenz des «Runtime Fee»-Skandals im Oktober das Unternehmen verlassen.
An seine Stelle trat ad interim Ex-IBM-Präsident James Whitehurst. Im November kündigte er einen «Reset des Unternehmens» an, um Kosten zu sparen. Im Rahmen des Neustarts wurde unter anderem ein Deal mit Peter Jacksons («Der Herr der Ringe») Unternehmen für visuelle Effekte, Weta FX, aufgelöst. Unity hatte zuvor die Entwicklungsabteilung von Weta FX für 1.6 Milliarden Dollar erworben.
In einem internen Memo fasst Whitehurst die Entlassungen und den Unternehmens-Neustart zusammen: «Wir reduzieren die Anzahl Dinge, die wir tun, um uns auf unser Kerngeschäft zu konzentrieren und unseren langfristigen Erfolg und die Rentabilität zu steigern».
Entlassungen in der Gaming-Branche als Trend
Die Entlassungen bei Unity sind Teil eines industrieweiten Trends, der die Videospielwelt letztes Jahr gekennzeichnet hat. Gemäss Game Industry Layoffs haben 2023 mehr als 10 000 Menschen in der Gaming-Branche ihren Job verloren. Neben Unity (1165 Mitarbeitende) hat es letztes Jahr das chinesische Unternehmen ByteDance (1000 Mitarbeitende), den schwedischen Medienkonzern Embracer Group (962 Mitarbeitende) sowie Epic Games (830 Mitarbeitende) besonders hart erwischt.
Die Gründe für die Entlassungen sind gemäss Branchen-Portal gamesindustry.biz vielseitig. Viele Unternehmen haben während des Gaming-Booms in der Pandemie zu viel Geld ausgegeben und sind zu schnell gewachsen. Hinzu kommen wirtschaftliche Faktoren wie hohe Zinsen, Inflation, steigende Produktionskosten und verstärkter Wettbewerb.
Branchen-Insider Serkan Toto fasst zusammen: «Die Dringlichkeit, Kosten zu sparen (...) ist jetzt viel grösser. Die CEOs stehen unter Druck, den Hammer zu schwingen und den grössten Kostenblock von allen, nämlich das Personal, in Angriff zu nehmen». Die Entlassungen haben gemäss Toto auch einen Domino-Effekt: «Die Unternehmen denken: Wenn wir es nicht tun, werden es unsere Konkurrenten tun und uns (...) bezüglich Effizienz überlegen sein. Zudem sind CEOs oft der Meinung, dass 15 bis 20 Prozent ihrer Mitarbeitenden ohnehin zu jedem Zeitpunkt überflüssig sind».
Titelbild: ShutterstockMeine Liebe zu Videospielen wurde im zarten Alter von fünf Jahren mit dem ersten Gameboy geweckt und ist im Laufe der Jahre sprunghaft gewachsen.