«Dynasty Warriors: Origins»: Solch epische Schlachten habe ich noch nie in einem Game gesehen
In «Dynasty Warriors: Origins» verkloppe ich als mächtiger chinesischer Krieger tausende von Gegnern auf riesigen Schlachtfeldern. Die episch inszenierten Kämpfe sehen umwerfend gut aus und machen verdammt viel Spass.
Auf meinem treuen Pferd galoppierend stürme ich in die Schlacht. Vor mir warten hunderte von Gegnern mit Säbeln, Speeren und tödlichen Katapulten. Im Rücken höre ich Motivationsschreie und das laute Trampeln meiner Kavallerie.
Mit meinem Pferd ramme ich nervige Gegner weg, die mir im Weg stehen. Ich will so effizient wie möglich ins Epizentrum der feindlichen Truppen gelangen, um von dort aus «aufzuräumen». In der Mitte der gegnerischen Truppen angekommen, springe ich mit einem Salto vom Pferd und metzle mich mit meinem Podao-Schwert durch die schier unendliche Gegnerflut. Mit einem normalen Hieb mähe ich dutzende Feinde nieder, mit Spezialattacken eliminiere ich gut und gerne hunderte von Soldaten auf einmal.
Solche Situationen erlebe ich in «Dynasty Warriors: Origins» am Fliessband. Wenn ich ganze Armeen quasi im Alleingang eliminiere, fühle ich mich wie ein übermächtiger Kriegsgott.
Machtspiele im alten China
«Dynasty Warriors: Origins» ist das nunmehr neunte Mainline-Game aus der langjährigen japanischen Hack'n'Slash-Reihe mit dem «einer gegen tausend»-Spielprinzip. Die zahlreichen Spinoffs (unter anderem mit «The Legend of Zelda» oder «Persona») sind in dieser Zahl nicht mit einberechnet.
«Origins» soll gemäss Entwicklerstudio Omega Force gleichzeitig als Neuanfang für die Serie und als Einstiegspunkt für Neulinge dienen. Das historische Setting seiner Vorgänger behält der Reboot bei.
Im Spiel übernehme ich die Rolle eines namenlosen Kriegers mit Gedächtnisschwund im China zur «Zeit der Drei Reiche» (circa 208 bis 280 n. Chr.). Immer wieder werde ich in Konflikte nobler Herrscher, unbarmherziger Banditengruppen und revolutionärer Aufstände gerissen.
Die dargestellten Charaktere, Orte und Schlachten basieren auf wahren Ereignissen, sind aber alles andere als historisch akkurat. Schnell verliere ich den Überblick über die Intrigen und Machtspiele im fiktiven alten China. Allianzen und Feindschaften wechseln im Minutentakt. In einer Schlacht kämpfe ich an der Seite des brillanten Generals Cao Cao und in der nächsten Mission gegen ihn. Die Motivationen der Charaktere und die Hintergründe dazu werden oft nur angedeutet.
Immerhin wird die Geschichte im späteren Spielverlauf etwas fokussierter, weil ich mich für eine von drei grossen Allianzen entscheiden und fortan ausschliesslich an ihrer Seite kämpfen muss. Aufgrund der einzigartigen Missionen pro Allianz gewinnt das Game dadurch auch an Wiederspielwert.
Die verwirrende Geschichte wird zwischen den Schlachten in kurzen Zwischensequenzen erzählt. Diese sehen mit steifen Animationen leider oft unspektakulär aus und hören sich schrecklich an.
Auf Englisch enttäuschen die Synchronsprecher mit unmotivierten Darbietungen, die oftmals nicht zur Dramatik der Szene passen. Dieses Manko in der Präsentation macht «Dynasty Warriors: Origins» mit den brachial inszenierten Schlachten mehr als wieder wett.
Unglaublich verrückte Massenschlachten
Auf dem Schlachtfeld bin ich entweder zu Fuss oder mit dem Pferd unterwegs. Vor dem Start einer Schlacht entscheide ich mich für eine Waffe, die ich dann nicht mehr wechseln kann. Im Vergleich zu anderen «Dynasty Warriors»-Games kontrolliere ich im ganzen Spiel nur einen Charakter. Im Spielverlauf schalte ich je nach Mission zwar auch Gefährten frei – diese kann ich aber nur für wenige Sekunden steuern. Einen Ko-op-Modus gibt es dementsprechend auch nicht. Schade.
Feinde greife ich entweder mit normalen oder schweren Attacken sowie Kombinationen davon an. Pro Waffe stehen mir vier Spezialattacken zur Verfügung – diese muss ich durch das Eliminieren von feindlichen Soldaten zunächst aufladen, damit ich sie einsetzen kann. Einige Mini-Bosse auf dem Schlachtfeld kann ich nicht einfach so wegräumen wie den Rest der hirnlosen Soldaten. Bei diesen starken Gegnern muss ich mich konzentrieren und perfekt getimte Blocks sowie Konterangriffe einsetzen.
Mit zunehmender Anzahl eliminierter Gegner steigt auch meine «Musou»-Leiste. Ist sie voll, kann ich verrückt inszenierte und völlig verheerende Spezialangriffe starten. Mit diesen töte ich hunderte von Gegnern auf einmal. Oder ich aktiviere mit einer vollen Leiste den «Rage»-Modus, mit dem ich für kurze Zeit schneller und stärker bin.
Das Abschlachten der Gegnerhorden macht unglaublich viel Spass und fühlt sich verdammt befriedigend an. Zu meinen Highlights gehören insbesondere Situationen, wie ich sie am Anfang des Artikels beschrieben habe. Immer wieder treffe ich in weitläufigen Arealen auf riesige (!) Gegnerhorden. Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich in die Ferne schaue und tausende feindlicher Soldaten, Katapulte und Pferde sehe, die strategisch aufgestellt sind, um eine Burg zu bewachen, die ich einnehmen muss.
Um gegen diese erdrückende Anzahl gegnerischer Soldaten anzukommen, gibt mir das Spiel die Chance, mit meinen Verbündeten koordinierte Angriffe zu starten. Die Momente, in denen ich mit meiner Armee in Richtung Feind galoppiere, während brennende Pfeile in unsere Richtung fliegen, sind atemberaubend. Ich habe noch nie so epische Kämpfe in einem Game gesehen. Dazu noch ein Soundtrack mit wilden Gitarrenriffs, der mein Adrenalin in die Höhe schnellen lässt. Einfach nur wow.
Besonders erfreulich: Trotz der unglaublichen Anzahl an feindlichen und alliierten Soldaten läuft das Spiel auch in solchen Momenten auf meiner PS5 Pro stets flüssig.
Eine Prise Strategie im Chaos
Auch wenn ich einen übermächtigen Superkrieger auf dem Schlachtfeld steuere, kann ich mich nicht ausschliesslich auf meine Muskeln verlassen. Immer wieder zwingt mich das Game, innezuhalten und strategisch vorzugehen.
Bevor ich in die Schlacht ziehe, werde ich von den zuständigen Kriegsherren im «War Room» über die Ausgangslage gebrieft. Ich bekomme Informationen zur Map, zu den Zielen und zur vorgeschlagenen Strategie. Dort sehe ich auch, wo sich die feindlichen Stützpunkte befinden. Nehme ich diese ein, werde ich mit zusätzlichen Ressourcen belohnt.
Meist übernehme ich die Rolle des Springers. Während der Schlacht werde ich via Minimap laufend über die aktuellen Ereignisse informiert. Immer wieder muss ich meine Vorgehensweise anpassen und unter Zeitdruck verzweifelten Alliierten in brenzligen Situationen zu Hilfe eilen.
Je mehr Gefechte meine Armee gewinnt, desto stärker steigt die Motivation der Truppen. Verlieren wir Stützpunkte und Generäle, sinkt die Motivation drastisch. Eine falsche Entscheidung von mir kann einen Dominoeffekt auslösen, der zur Niederlage führt. Im Nachgang einer verlorenen Schlacht kann ich die Ereignisse in einem Replay analysieren. Besonders cool: Ich muss misslungene Missionen nicht komplett von vorne beginnen, sondern kann Checkpoints im Replay auswählen, an denen ich falsche Entscheidungen getroffen habe und dort nochmal ansetzen.
Mit fortschreitendem Spielverlauf ergeben sich in den Schlachten immer komplexere strategische Herausforderungen, die ich mit immer neuen, freischaltbaren Spielmechaniken in Angriff nehmen kann. So mausere ich mich mit der Zeit selber zum General und kommandiere per Knopfdruck meine eigene Mini-Armee, die mich mit offensiven oder defensiven Manövern unterstützt.
Das rasante Spieltempo fetzt
Allgemein gefällt mir, was für ein rasantes Spieltempo «Dynasty Warriors: Origins» an den Tag legt – vor allem zu Beginn meines Abenteuers. Ständig schalte ich neue Items und Gameplay-Elemente frei. Kaum habe ich mich an eine Waffe gewöhnt, folgt schon die nächste. Und das Beste daran: Alle neun freischaltbaren Waffen sind verdammt cool – ich kann mich nicht für einen Liebling entscheiden. Am meisten gespielt habe ich mit den «Wheels» – zwei messerscharfen Rädern, die ich wie Boomerangs über das Schlachtfeld schiesse.
Der Fortschritt und das Freischalten neuer Skills sind an meine Waffenkenntnisse gebunden. Je mehr Gegner ich mit einer Waffe erledige, desto mehr neue Skilltrees mit freischaltbaren Fähigkeiten eröffnen sich mir. Das motiviert zusätzlich, mit den verschiedenen Waffentypen zu experimentieren, und sorgt für Abwechslung in den Schlachten.
Zwischen den Schlachten gibt mir das Spiel in der putzigen Miniatur-Oberwelt ein bisschen Zeit zum Verschnaufen. In dieser malerischen Kulisse besuche ich Städte, sammle Items und bereite mich in Waffenshops für die nächste Schlacht vor. Auch Nebenmissionen mit teils ultrakurzen Schlachten sowie optionale Konversationen mit meinen Verbündeten finde ich in der Oberwelt. Die kurzen Entspannungspausen hier tun dem Spielfluss gut.
Trotz der Abwechslung durch die vielen freischaltbaren Waffen und der willkommenen Pausen in der Oberwelt fühlt sich «Dynasty Warriors: Origins» gegen Ende der rund 25-stündigen Kampagne bisweilen ermüdend an. Die Schlachten in den Hauptmissionen werden immer grösser, komplexer, spektakulärer – das Missionsdesign ändert sich aber kaum. Egal, ob ich nun eine Burg einnehmen, drei Bosse besiegen oder jemanden eskortieren muss – am Ende des Tages mache ich immer dasselbe: tausenden von Gegnern die Fresse polieren.
Es fühlt sich so an, als würde ich immer wieder und wieder die gleiche Achterbahn fahren. Es macht auch nach dem zwanzigsten Mal noch Spass, aber dieses «Wow-Gefühl» vom Anfang nutzt sich ab. Spätestens im letzten Story-Kapitel hätte ich mir bei den Hauptmissionen ein bisschen mehr Kreativität im Missionsdesign gewünscht.
«Dynasty Warriors: Origins» ist ab dem 17. Januar für PS5, Xbox Series X/S und PC erhältlich. Das Spiel wurde mir von Koei Tecmo für die PS5 zur Verfügung gestellt.
Fazit
«Dynasty Warriors: Origins» ist an Spektakel kaum zu überbieten
«Dynasty Warriors Origins» bietet die mit Abstand epischsten Schlachten, die ich je in einem Game gesehen habe. Die Grösse der Schlachten mit tausenden von Kriegern, die einander bekämpfen, ist atemberaubend. Meine Aktionen als Ein-Mann-Armee fühlen sich dank einer gelungenen Steuerung und einer spassigen Waffenauswahl unheimlich befriedigend an. Die strategischen Elemente würzen die kolossalen Schlachten mit einer willkommenen Prise Strategie.
Enttäuschend ist hingegen die audiovisuelle Präsentation ausserhalb der Schlachten. Das monotone Missionsdesign kann im späteren Spielverlauf zudem ermüdend wirken – trotz augenscheinlicher Abwechslung durch die hohe Anzahl an freischaltbaren Items und Skills. Insgesamt sind dies aber kleine Kritikpunkte. Falls du dich auch nur ansatzweise für Action-Strategiespiele interessierst, solltest du dir «Dynasty Warriors Origins» nicht entgehen lassen.
Pro
- riesige, episch inszenierte Schlachten
- strategische Elemente sorgen für zusätzliche Tiefe
- rasantes Spieltempo
Contra
- monotones Missionsdesign
- mittelmässig inszenierte Story
Meine Liebe zu Videospielen wurde im zarten Alter von fünf Jahren mit dem ersten Gameboy geweckt und ist im Laufe der Jahre sprunghaft gewachsen.