Diese Kamera ist schlecht
Produkttest

Diese Kamera ist schlecht

David Lee
27-6-2024

Billig-Kompaktkameras sind tot? Mitnichten. Die AgfaPhoto DC5200 ist in unserem Shop die meistverkaufte Kamera. Und ziemlich sicher die schlechteste.

«Meine kleine Tochter hat bestimmt Freude daran», denkst du vielleicht. Schliesslich gibt es die Kamera auch in Pink. Und sie kostet fast nichts. Der Preis liegt gerade ein wenig über dem Mindestbestellwert. Perfekt. Schwupps, Bestellung abgeschickt.

Tu es nicht.

Nur weil dein Kind noch jung ist, heisst das nicht, dass du ihm jeden Mist vorsetzen solltest. Und nur weil die Kamera wenig kostet, heisst das nicht, dass ein Fehlkauf egal ist. Jedes Elektronikgerät benötigt Energie und Rohstoffe zur Herstellung. Und im Falle der AgfaPhoto DC5200 ist das eine Verschwendung von Ressourcen.

Testbericht reloaded

Ich habe die AgfaPhoto DC5200 bereits vor drei Jahren getestet. Mit eindeutigem Ergebnis: Diese Kamera ist grauenhaft, in jeder erdenklichen Hinsicht. Geräte, die so schlecht sind, verschwinden normalerweise schnell wieder vom Markt – meist verbunden mit einer Entschuldigung des Herstellers.

Doch das Gegenteil passiert. Die AgfaPhoto DC5200 steht bei uns im Shop im Verkaufsrang aller Kameras auf Platz 1.

Ich sehe mich deshalb gezwungen, nochmals einen Testbericht zum gleichen Gerät zu veröffentlichen. Und ich werde noch ein wenig undiplomatischer.

Alle Bilder werden unscharf

21 Megapixel steht da drauf. Das ist lächerlich. Die Auflösung ist schlechter als bei meinem Nokia-Handy mit 3,2 Megapixeln. Dort kann ich beim Testbild den Text noch lesen. Bei der AgfaPhoto nicht.

Ausschnitt Testbild AgfaPhoto DC5200
Ausschnitt Testbild AgfaPhoto DC5200
Quelle: David Lee
Ausschnitt Testbild Nokia C2-00
Ausschnitt Testbild Nokia C2-00
Quelle: David Lee

So sieht das Bild bei einer Kompaktkamera aus, die tatsächlich 20 Megapixel hat.

Ausschnitt Testbild Sony DSC-W830
Ausschnitt Testbild Sony DSC-W830
Quelle: David Lee

Beim Zoomen wird die Auflösung noch viel schlechter. Denn die Kamera hat kein Zoom-Objektiv, sondern zeigt einfach nur einen Ausschnitt. Das Ergebnis ist das gleiche, wie wenn du das Bild im Nachhinein zuschneiden würdest.

Auflösung mit digitalem Zoom
Auflösung mit digitalem Zoom

Die Kamera lässt sich weder automatisch noch manuell fokussieren. Sie hat einen Fixfokus. Dadurch sind keine Nahaufnahmen wie Fotos von Blumen möglich. Aber weil die Kamera sowieso nur unscharfe Bilder macht, fällt es nicht auf. Bei den Testbildern oben wäre die Distanz gross genug, scharf wird es trotzdem nicht.

Natürlich kommt die Kamera auch überhaupt nicht mit Helligkeitsunterschieden klar. Sobald eine Fläche auch nur leicht reflektiert, ist sie sofort überbelichtet. Die Farben stimmen auch nicht, grau wird im Schatten blau.

Allgegenwärtig: Überbelichtung bei reflektierenden Flächen und falsche Farben.
Allgegenwärtig: Überbelichtung bei reflektierenden Flächen und falsche Farben.
Quelle: David Lee

Nichts an diesem Gerät ist gut

Die AgfaPhoto DC5200 nimmt Videos in 720p auf. Leider hörst du den Ton beim Abspielen auf der Kamera nicht, da sie keinen Lautsprecher hat. Beim Zoomen ruckelt es, beim Nichtzoomen auch, da der angebliche Bildstabilisator wirkungslos ist. Und der Rolling-Shutter-Effekt ist extrem.

Die Menüs sind ein Witz. Ich kann fein abgestuft Auflösungen bis 21 Megapixel auswählen, oder auch eine höhere JPEG-Qualität, aber nichts davon zeigt einen Unterschied. Ich kann die Gesichtserkennung ein- und ausschalten – was bringt das, wenn die Kamera keinen Autofokus hat? Beim Stummmodus sind «Ein» und «Aus» vertauscht; ist er ein, piept das Gerät bei jedem verdammten Tastendruck, auch beim Zoomen. Befindet sich die Kamera im Playback-Modus, passiert nichts, wenn ich auf den Auslöser drücke.

Die Verarbeitung finde ich nicht einmal gemessen am Preis okay. Die Farbe blättert nach wenigen Tagen ab, aber schon frisch aus der Verpackung hat sie unschöne Verarbeitungsfehler.

Saubere Verarbeitung sieht anders aus.
Saubere Verarbeitung sieht anders aus.
Quelle: David Lee

Ist das überhaupt eine Kamera?

Kein Fokus, nur digitaler Zoom, extrem unscharf – das alles erinnert an die Handykameras der Nullerjahre. Und das Objektiv der AgfaPhoto DC5200 sieht auch tatsächlich aus wie das von einem Handy. Denn das Objektiv selbst ist nur der innerste, winzige Teil – alles drumherum sind bloss Plastikringe.

Das ist ein altes Handyobjektiv.
Das ist ein altes Handyobjektiv.
Quelle: David Lee
Das vermutlich auch.
Das vermutlich auch.
Quelle: David Lee

Darüber ist eine dünne Plastikfolie gespannt, die sich biegen lässt.

Und zum Totschlagargument «aber sie ist pink, omg!!!»: Die Farbvariante, die pink sein sollte, ist in der Realität eher so fleischkäsefarbig.

Fazit

Auch für Kinder zu schlecht

Es ist nicht möglich, ein scharfes Bild mit der AgfaPhoto DC5200 zu machen. Die reale Auflösung liegt noch unter dem Niveau alter Nokia-Handys. Selbst grundlegende Funktionen wie Fokus, optischer Zoom oder eingebaute Lautsprecher fehlen. Manuelle Einstellungen oder RAW-Format fehlen sowieso. Auch die Videofunktion ist schlecht.

Die Bedienung ist ein Graus. Tippen auf den Auslöser führt zum Beispiel nicht vom Menü zurück zur Aufnahme. Robust ist die Kamera auch nicht. Die Farbe blättert nach wenigen Tagen ab.

Klar, es kommt bei einer Kamera für Kinder nicht auf technische Finessen an. Aber ein einigermassen brauchbares Bild sollte man damit machen können. Du willst deinem Kind die Freude am Fotografieren vermitteln? Mit dieser Kamera wirst du ihm die Freude nachhaltig verderben.

Pro

  • nichts

Contra

  • prähistorische Bildqualität
  • keine Nahaufnahmen möglich
  • digitaler Zoom unbrauchbar
  • keine Lautsprecher (Videos ohne Ton)
  • zuletzt geschossenes Foto nicht sichtbar
  • Farbe blättert ab
AGFAPHOTO DC5200 (21 Mpx)
EUR61,93

AGFAPHOTO DC5200

21 Mpx

AGFAPHOTO DC5200 (21 Mpx)
Kamera
EUR61,93

AGFAPHOTO DC5200

21 Mpx

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


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