Diese Kaffeealternativen tun dir und der Umwelt gut: Lupine, Eicheln, Zichorie, Löwenzahn
Wer bei «Muckefuck» an dünnen, schlechten Kaffee denk, kann sich nun eines Besseren überzeugen lassen: Löwenzahn, Lupinen und Co. sind zu trendigen Kaffeealternativen herangewachsen – zum Vorteil von Mensch und Natur.
Kaffeeersatz interessiert dich nicht die Bohne? Sollte es aber: Denn Kaffee – mit einem jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von rund 1000 Tassen eines der beliebtesten Getränke der Schweiz – birgt einen nicht zu verschweigenden Anteil an Umwelt- und Ethikproblemen in sich.
Zum Glück gibt es nachhaltige Alternativen für die schwarze Bohne und jede davon hat ihre Besonderheiten. Unabhängig von aufputschenden Tees wie Grüner Tee, Matcha und Co. sei deshalb der Blick auf die «echten Fakes» gerichtet: also jene Getränke, die dem Original nacheifern – und das teilweise erstaunlich gut. Doch zuvor eine kurze Einordnung, warum Kaffee überhaupt ein streitbares Politikum sein kann.
Schattenseiten des echten Kaffees
Die traditionelle Kaffeeanbauweise führt oft dazu, dass Wälder gerodet werden und so unzählige Tier- und Pflanzenarten ihren Lebensraum verlieren. Nicht zu vergessen: die dadurch vermehrten CO2-Emissionen. Außerdem sehen sich viele kaffeeproduzierende Länder mit Problemen wie niedrigen Löhnen, schlechten Arbeitsbedingungen und einem eingeschränkten Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildung konfrontiert. Das muss nicht immer so sein, Fairtrade oder Directtrade schaffen Abhilfe, machen Kaffee allerdings teuer. Umweltbedenken und schlechte Arbeitsbedingungen haben den Trend und das Interesse an alternativen Kaffeearten bestimmt zu einem Teil geweckt.
Auf der anderer Seite lässt sich (übermäßiger) Kaffeekonsum auch aus gesundheitlicher Sicht infrage stellen. Zwar schreiben diverse Studien Kaffee positive Wirkungen zu, wie etwa ein geringeres Risiko für Parkinson, Lebererkrankungen und Typ-2-Diabetes. Dennoch kann Koffein auch Panikattacken auslösen und ein echter Muntermacher ist Kaffee eigentlich auch nicht.
Schwangere Frauen und Personen mit bestimmten medizinischen Bedingungen sollten ihren Kaffeekonsum möglicherweise einschränken oder mit Arzt oder Ärztin darüber sprechen. Nicht zuletzt deshalb, weil Menschen eine individuelle Toleranz und Empfindlichkeit gegenüber Koffein zeigen: Es ist genetisch bedingt, wie schnell die Leber Koffein abbaut und wie empfindlich man auf den Inhaltsstoff reagiert – und somit auch schlechter schläft.
Es geht auch anders: Die prominentesten Alternativen zum Kaffee
Kaffeealternativen haben eine lange Geschichte, die bis in Zeiten zurückreicht, als Kaffee weniger zugänglich war – sei es durch Mangelwirtschaft in Kriegs- und Krisenzeiten oder aufgrund kultureller und ökologischer Unterschiede. Kaffee braucht zum Wachsen ein gewisses Klima. Der Anbau der koffeinfreien Alternativen ist deutlich einfacher und funktioniert auch in den Ländern, wo er dann tatsächlich so massenhaft konsumiert wird. Jede der hier aufgelisteten Pflanzen wächst in Europa – und sprießt nicht selten wie Unkraut aus dem Boden. Sie auf verschiedene Weise zu nutzen, macht also doppelt Sinn, denn sie lassen sich auch wunderbar selbst zu Kaffee verarbeiten.
Statt Koffein: Vier Kaffeealternativen zum Selbermachen
Um den Kaffeegeschmack nachzuahmen, kannst du sehr kreativ werden – sogar aus Feigen, Hagebutten und Datteln lässt sich Fake-Kaffee zubereiten. Gängiger sind aber diese Alternativen, die du entweder selber machen oder fertig als Pulver kaufen kannst. Traditionell gießt man die koffeinfreien Alternativen mit Wasser auf oder brüht sie in der herkömmlichen Kaffeemaschine.
Lupinen
Lupinen zählen zu den sogenannten Leguminosenpflanzen, also Hülsenfrüchtlern – und gelten als «heimisches Soja». Sie werden seit Jahrhunderten verwendet, um ein kaffeeähnliches Getränk herzustellen. In Südtirol etwa ist der «Altreier Kaffee» aus Lupinen, gemischt mit Weizen oder Gerste, eine lokale Spezialität. Für das DIY aus den Hülsen der Lupinen musst du zunächst die nierenförmigen Samen entfernen, bevor du sie in der Pfanne leicht anröstest und anschließend mahlst, um ein Getränk mit einem ähnlichen Geschmacksprofil wie Kaffee zu erhalten. Lupinenkaffee quillt übrigens stärker auf als Kaffee, pass daher die Menge von Pulver und Wasser an (und fülle beispielsweise die Bialetti nicht randvoll).
Während die wilde Lupine mit ihren vielen Bitterstoffen giftig ist, eignen sich speziell die blauen Lupinen, die Süßlupinen, aufgrund ihrer vergleichsweise wenigen Bitterstoffe sehr gut zur Weiterverarbeitung. Sie sind reich an Proteinen und werden oft in glutenfreien Diäten oder von Vegetarierinnen und Veganern verwendet.
Löwenzahn
Löwenzahnkaffee aus gerösteten Löwenzahnwurzeln liefert einen reichen und erdigen Geschmack, der ebenfalls an Kaffee erinnert. Löwenzahn ist reich an Antioxidantien und wird für seine potenziell entgiftenden Eigenschaften der Leber geschätzt. Du kannst Löwenzahnkaffee selber herstellen: Dazu Löwenzahnwurzeln ausgraben und sie gründlich säubern, erst abbürsten, dann waschen und schlechte Stellen herausschneiden. Danach für einen Tag lang trocknen. Um das Pulver zuzubereiten, die Wurzeln klein schneiden in ca. 1 cm große Stücke und in der Pfanne anrösten (Temperatur/Flamme dabei nicht zu hochdrehen). Die Wurzelstücke nur leicht bräunen, nicht tiefbraun werden lassen. Wurzeln abkühlen lassen und im Mixer oder in der Kaffeemühle zu Pulver verarbeiten.
Zichorie
Zichorienkaffee wird aus der Wurzel der Zichoriepflanze gewonnen. Er hat einen natürlich-bitteren Geschmack, und ist damit vielen Kaffeesorten ähnlich. Zichorie ist übrigens eine Quelle von Inulin, einem Präbiotikum, das wissenschaftlichen Studien nach auch die Darmgesundheit fördern kann. Doch Gesundheit und Wissenschaft hin oder her: Den Galaxus-Kolleginnen, die sich ans DIY von Zichorienkaffee gewagt haben, war diese Version dann doch zu krass.
Eicheln
Herb-nussig im Geschmack, mit einem Hauch von Karamell: Eicheln präsentieren sich in der Kaffeetasse als sehr wohlschmeckend. Reich an Stärke und Bitterstoffen, wirken sie zudem positiv auf Magen und Darm und regulieren den Blutzucker. Also, auf in den nächsten Wald. Für die Zubereitung braucht es dann ein wenig Zeit: Als erstes knackst du die Schale mit einem Nussknacker und kratzt die dünne Haut an den Eichelhälften mit einem Messer ab. Schneller geht es, wenn du die Eicheln mit heißem Wasser übergießt, um die Häutchen zu entfernen. Nun müssen die Eicheln für 24 Stunden in ein warmes Wasserbad , um die bitteren Gerbstoffe auszuspülen.
Anschließend so lange nachspülen, bis das Wasser klar bleibt. Die Eicheln vierteln, bevor sie zum Trocknen in den Backofen oder das Dörrgerät kommen. Die getrockneten Eichelstücke ohne Öl in der Pfanne rösten, bis sie leicht gebräunt sind, dann in Kaffeemühle oder Mixer mahlen. Achtung, das Pulver wird durch seinen Fettgehalt schnell ranzig.
Titelfoto: shutterstockNotizbuch, Kamera, Laptop oder Smartphone. Leben heißt für mich festhalten – analog oder digital. Immer mit dabei: mein iPod Shuffle. Die Mischung macht’s eben. Das spiegelt sich auch in den Themen wider, über die ich schreibe.