EM 2024
Wo schaust du die Spiele der Europa-Meisterschaft?
- SRF72%
- ARD/ZDF17%
- ORF1%
- Servus TV1%
- anderer Sender9%
Der Wettbewerb ist inzwischen beendet.
Die Europameisterschaft zählt zu den grössten Sportevents der Welt und 80 Prozent der Zuschauenden besitzt einen 4K-UHD-Fernseher. Trotzdem wird das Turnier nur in Full-HD-Auflösung ausgestrahlt. Warum?
Wenn die Schweiz im Achtelfinal auf Italien trifft, wird das keine klare Sache. Nicht wegen der fussballerischen Fähigkeiten, sondern, weil die EM 2024 bloss in Full HD übertragen wird. Während du die Fussball-Weltmeisterschaft seit zehn Jahren in UHD-Auflösung geniessen kannst, guckst du bei der EM in die Röhre – in eine schwammige Röhre. Dabei sind UHD-Fernseher längst Standard in den meisten Haushalten. Gerade mal 20 Prozent besitzen noch Geräte mit niedrigerer Auflösung. Warum schaffen es Streamingdienste wie Netflix, Disney Plus und Co. ihre Inhalte in besserer Qualität wiederzugeben als klassische Fernsehanbieter?
Die Spassbremse heisst in diesem Fall UEFA. Der europäische Fussballverband liefert bei der EM nur ein Full-HD-Signal mit 1920 × 1080 Pixeln, 50 Bildern pro Sekunde und HDR. Gegenüber dem Spiegel sagt der Verband, dass man mit Herstellern und Anbietern Tests durchgeführt habe. Das Ergebnis: Das aktuelle Signal biete die beste Grundlage für Qualität und Konsistenz. Auch für zukünftige Wettbewerbe sei keine UHD-Übertragung geplant.
Die Erklärung ist etwas dürftig. Es könnte auch an den Mehrkosten liegen. Längst nicht alle Sender sind für UHD ausgerüstet. Zum Vergleich: Die HD-Auflösung von 1280 × 720 Pixeln besteht aus 921 600 Bildpunkten. Bei 1920 × 1080 Pixeln sind es bereits 2 073 600 Bildpunkte. Und bei der UHD-Auflösung von 3840 × 2160 Pixeln besteht das Bild aus 8 294 400 Bildpunkten. Studios, Kameras, Leitungen, Server, Übertragungsbusse etc. müssten für teures Geld aufgerüstet werden. Dabei entstehen potenziell Flaschenhälse an den verschiedenen Knotenpunkten. Die höhere Auflösung benötigt mehr Daten, Rechenleistung und Zeit. Darum geben sich die meisten Sender noch immer mit 1080p zufrieden. Dein UHD-Fernseher ist deswegen nicht nutzlos. Anders als ein Full-HD-Gerät skaliert er das Bild hoch, was in der Regel zu besserer Qualitat führt.
Ein weiterer Grund dürfte bei der Resonanz liegen. Am Branchen-Event 4K-HDR Summit hiess es im November, Tests hätten gezeigt, dass eine Mehrheit ein Full-HD-Bild mit HDR dem eines UHD-Bildes vorziehe. Warum UHD in Verbindung mit HDR keine Option war, wird nicht erläutert. Aber es dürfte ebenfalls die übertragene Datenmenge und damit auch die Kosten erhöhen. Ein Full-HD-Stream benötigt eine 5 Mbit/s-Leitung, während es bei UHD mindestens 20 Mbit/s sein sollten. Ausserdem schaue besonders das jüngere Publikum selten ganze Spiele am Stück, sondern eher die Highlights – und diese oft im Hochformat auf dem Smartphone.
Die zusätzlichen Kosten werden in der Regel auf die Zuschauenden abgewälzt. Schon jetzt sind Livesport-Abos deutlich teurer als Fernsehabos für Filme und Serien. Es ist daher fraglich, ob genug Sportfans bereit wären, für ein UHD-Upgrade draufzulegen. In Deutschland überträgt die Telekom mit Magenta TV die EM exklusiv in UHD, allerdings lediglich hochskaliert.
Nur träumen von solcher Qualität können die meisten Schweizerinnen und Schweizer – zumindest, wenn sie die Spiele auf SRF schauen. Dort werden die Matches nämlich nur in 720p übertragen. Auf Anfrage heisst es: «Das HD-Format ist unser Referenzsignal und somit der SRG-Standard, welcher der branchenüblichen Qualität und den rundfunkrechtlichen Vorgaben entspricht.»
Das Signal wird allerdings zusätzlich in 1080p zur Verfügung gestellt, aber nur an Weiterverbreiter, «welche die gesetzlich vorgesehene Signalintegrität respektieren und ermöglichen, dass die Zusatzdienste wie beispielsweise für Menschen mit Sinnesbehinderungen vom Endkunden genutzt werden können.» Dazu gehören laut einem Vergleich von Moneyland Swisscom TV und Init7. Alle anderen aufgeführten Anbieter wie Sunrise, Teleboy oder Zattoo erhalten nur das 720p-Signal.
Wenn man über den grossen Teich blickt, merkt man, dass die EM keine Ausnahme darstellt. Egal ob American Football, Basketball oder Eishockey – weder NFL, noch NBA oder NHL übertragen ihre Spiele in UHD. Selbst der Superbowl wird in 1080p gesendet. Zwar kommen vereinzelt 4K- und 8K-Kameras zum Einsatz, aber nur für spezifische Einstellungen. Eine Ausnahme bieten die kommende Olympischen Spiele in Paris. Die werden in UHD mit HDR und 5.1-Surround Sound ausgestrahlt. Partner aus Japan und den USA hätten sich dafür starkgemacht, schreibt der Techblog 4KFilme.de Die UHD-Revolution im Livesport lässt abseits dieser Ausnahme noch lange auf sich warten.
Möchtest du die Spiele mit Schweizer Kommentar schauen, führt kein Weg am SRF vorbei. Für Full HD kommen dann nur noch Swisscom TV und Init7 infrage. Darf der Kommentar, wenn der Gegner der Schweiz Italien heisst, etwas kompetenter ausfallen, zeigen beispielsweise ARD, ZDF oder das österreichische Servus TV die Spiele ebenfalls mit 1080p. Der ORF hingegen sendet lediglich mit 720p. Die potenziell beste Qualität gibt es in der Schweiz nur über Umwege. Magenta TV in Deutschland liefert anscheinend als einziger deutschsprachiger Sender ein hochskaliertes UHD-Signal mit HDR.
Eine Übersicht der wichtigsten Anbieter:
Servus TV, 1080p, SDR, Swisscom TV (ausser via Smartphone App und Browser), Init7, Sunrise
Wo schaust du die Spiele der Europa-Meisterschaft?
Der Wettbewerb ist inzwischen beendet.
Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken.