Darauf solltest du beim Reisegepäck achten: Die CEO von Pack Easy im Interview
Ob Koffer, Trolley oder Reisetasche: Die Dinge, die wir auf Reisen mitnehmen, sollten sicher und gut verpackt sein. Pack-Easy-CEO Marion Klein erklärt, worauf es beim Reisegepäck ankommt.
Marion Klein ist CEO des Reisegepäckherstellers Pack Easy in Emmen. Ich treffe sie im Showroom ihrer Firma, wo die aktuellen Modelle präsentiert werden.
Ich sehe hier sehr viele Koffer und Reisetaschen. Da fällt es mir schon beim Hinschauen schwer, das Richtige auszuwählen. Worauf sollte ich achten, wenn ich ein neues Gepäckstück kaufe?
Marion Klein: Tatsächlich wissen viele Menschen oft gar nicht mehr, wie sie sich entscheiden sollen. Das gilt sowohl für den Online-Einkauf als auch für den klassischen Handel. Nur über den Preis zu kaufen, ist sicher nicht das beste. Gepäck wird in unterschiedlichen Verkehrsmitteln genutzt und dabei sehr stark strapaziert.
Sollte ich deshalb einen robusten Hartschalen-Koffer wählen?
Nicht unbedingt. Das Gepäckstück muss zum Reisenden passen. Menschen, die beruflich viel unterwegs sind, haben andere Bedürfnisse, als jemand, der einmal im Jahr in den Urlaub verreist. Und: Es gibt kein Gepäckstück, das nicht kaputtgehen kann. Egal von welcher Marke oder wie teuer es war. Wichtiger ist deshalb, was nach dem Kauf passiert. Welche Garantien gibt der Hersteller? Ich halte den Service nach dem Kauf für matchentscheidend.
Da gibt es ja die Kofferklinik, die Reparaturen an Koffern aller Marken vornimmt und über die ich hier berichte. Worauf kommt es sonst noch an?
Natürlich ist die Verarbeitung wichtig. Da solltest du schauen, wie robust die Reissverschlüsse sind und ob die Nähte einfach oder doppelt genäht sind. Es geht auch um die Frage, wie schnell Ersatz da ist, wenn du einen Tag vor Reiseantritt merkst, dass der Koffer kaputt ist. Da ist es natürlich von Vorteil, wenn das Lager in der Schweiz ist.
Wenn diese Fragen geklärt sind, nehme ich dann den Koffer, der mir vom Aussehen am besten gefällt?
Nicht ganz. Natürlich soll der Koffer auch optisch ansprechen und sich vielleicht ein bisschen von den anderen auf dem Gepäckband abheben, damit du ihn schnell erkennst. Genauso wichtig wie das Aussehen ist aber das Innere des Koffers.
Worauf muss ich dabei achten?
Wer eine Weile unterwegs ist, packt die Dinge ein, die einem sehr wichtig sind. Die sollten ja gut verstaut werden können, geordnet sein und während der Reise an ihrem Platz bleiben. Da ist schon mal das Futter wichtig und dass es eine Zweiteilung im Koffer gibt. So kann die frische von der getragenen Wäsche getrennt werden. Wir bieten auch ein «bag-in-bag-» System an, bei denen beispielsweise Unterwäsche und T-Shirts separat verpackt werden. Ich persönlich schaue, dass ich etwa in zwei Minuten gepackt habe und auch im Hotel schnell auspacken kann. Deshalb finde ich solche Systeme nützlich. Die Schränke in Hotels mit den hohen Fächern sind ja manchmal sehr unpraktisch.
Das klingt so, als ob in die Gestaltung der Koffer auch immer die eigene Erfahrung einfliesst.
Ja, genau. Wir beobachten auch viel, zum Beispiel auf Flughäfen. Bei einem Koffer, der auch als Handgepäck durchgeht, haben wir aussen einen USB-Anschluss für die Powerbank eingesetzt, sodass die Reisenden beim Warten auf den Flug die Powerbank nicht auf dem Schoss balancieren müssen. In manchen Ländern musst du die Powerbank vor dem Flug abgeben. Deshalb haben wir das Fach so gestaltet, dass du sie einfach herausnehmen kannst.
Solche Überlegungen sind sicher bei Vielreisenden wichtig.
Wir arbeiten mit verschiedenen Airlines zusammen, deren Mitarbeitenden unsere Koffer selber nutzen. Zum Beispiel für Swiss Airlines. Diese Koffer werden stark strapaziert, denn sie sind ja manchmal mehrmals in der Woche unterwegs. Da muss das Produkt schon halten, was es verspricht. Die Mitarbeitenden haben tatsächlich mehrere Sets im Einsatz, sodass sie gleich Ersatz haben, wenn etwas kaputtgeht. Hier verschicken wir auch Rollen mit einer Anleitung, damit sie diese dann selbst austauschen können.
Sind Ersatzteile wie Rollen denn standardisiert?
Leider noch nicht. Wir arbeiten dran. Deshalb haben wir für unsere Koffer Ersatzteile in der Regel zehn bis 15 Jahre lang auf Lager, damit wir den Kunden die entsprechende Reparatur anbieten können. Wir versuchen, die Lebensdauer der Gepäckstücke so weit wie möglich zu verlängern und sie, falls sie sich nicht mehr reparieren oder anderweitig verwenden lassen, fachgerecht zu entsorgen.
Pack Easy ist ja eine Schweizer Firma. Wo werden die Pack-Easy-Koffer hergestellt ?
Entwicklung, Design und die gesamte Verkaufsadministration finden hier statt, produziert wird das Reisegepäck in China. Lederprodukte, wie die Damentaschen, die wir anbieten, werden in einer kleinen Manufaktur im Tessin hergestellt. Für das Reisegepäck arbeiten wir in China mit sehr verlässlichen Herstellern seit teilweise mehr als 15 Jahre zusammen. Sie alle sind top Professionals im Bereich der Kofferproduktion.
Warum China?
Den Produktionsstandort halten wir in China, da alle Rohmaterialien für die Gepäckstücke aus Asien kommen. Europa ist als Kofferproduzent noch nicht bereit. Es fehlen Produktionsstätten und vor allem die Fachkräfte, die in einem produzierenden Betrieb arbeiten möchten.
Jetzt sehe ich aber auch ganz typische Schweizer Designs.
Ja. Wir haben in der Vergangenheit mit Swiss Olympic zusammengearbeitet und haben aktuell eine Kooperation mit der Schweizer Sporthilfe und Swiss Equestrian. Zudem arbeiten wir für zahlreiche weitere Unternehmen und stellen «branded Products» für sie her. Unter anderem produzieren wir im Bereich des Upcyclings, der Wiederverwendung von alten Materialien. Ein Beispiel sind die neuen SBB-Produkte, gefertigt aus den Abfahrtplakaten der Bahnhöfe, die nicht mehr benötigt werden.
Vielen Dank, Marion, für das informative Gespräch und die Gepäck-Tipps für die Reisezeit.
Falls du für deine nächste Reise einen Pack-Easy-Koffer oder einen Trolley in Betracht ziehst, sind diese Produkte vielleicht etwas für dich:
Forschungstaucherin, Outdoor-Guide und SUP-Instruktorin – Seen, Flüsse und Meere sind meine Spielplätze. Gern wechsel ich auch mal die Perspektive und schaue mir beim Trailrunning und Drohnenfliegen die Welt von oben an.