«Crypt Custodian» ist der Indie-Titel des Spätsommers
«Crypt Custodian» hat mich ähnlich in seinen Bann gezogen wie «Animal Well». Es überzeugt vor allem durch seinen unglaublichen Schliff. Es ist ein wahrer Indie-Diamant.
So ein Pech! Pluto hat alle seine neun Leben aufgebraucht und landet im Jenseits. Weil er ein guter Kater war, soll er dort im Palast weilen. Doch die narzisstische Aufseherin Kendra verdonnert ihn zum Putzen ausserhalb des Schlosses, für alle Ewigkeit. Davon lässt er sich nicht unterkriegen und plant mit seinen neuen Freunden, Kendras Sitz zu stürmen.
In «Crypt Custodian» folgst du einer einfachen Geschichte, die vor allem von ihren quirligen und liebenswerten Charakteren lebt. Sonst ist das Spiel auf Perfektion getrimmte Standard-Metroidvania-Kost, die einfach Spass macht. Das ist umso eindrücklicher, wenn du bedenkst, dass das Spiel von Solo-Entwickler Kyle Thompson stammt.
Simples Gameplay macht Laune
Manchmal muss ein Spiel nichts Spezielles machen – solange es funktioniert. Das tut «Crypt Custodian». Von den meisten anderen Genre-Vertretern hebt es sich gerade mal durch die Vogel-Perspektive ab. Du bewegst Charakter Pluto also nicht nur von links nach rechts, sondern auch von oben nach unten. Dabei reagiert die Steuerung immer zuverlässig. Dank einer Markierung am Boden weisst du auch immer, wo sich der Kater gerade befindet.
Gegen die zahlreichen Gegner im Jenseits wehrt sich Pluto mit seinem Besen. Der wird später auch als Projektil für den Fernkampf verwendet. Hinzu kommen diverse Buffs, die ähnlich wie bei Branchenprimus «Hollow Knight» über eine begrenzte Anzahl Slots ausgerüstet werden. Diverse Spezialattacken, von denen immer nur eine aktiv sein kann, sind ebenfalls verfügbar. Eine Option zum Blocken und/oder Kontern fehlt, Ausweichen ist aber immerhin dabei.
Die Kämpfe sind hart, aber fair. Trotz des einfachen Systems machen die Auseinandersetzungen Spass und werden nicht langweilig. Besonders toll ist die Vielfalt der virtuellen Schergen. Jeder Spielbereich bietet neue. Die sind nicht wie in vielen anderen Games dieselben mit neuem Anstrich, sondern alle auf ihre Art und Weise speziell. Dasselbe gilt für die Bosse, deren Design schlicht grandios ist.
Tolle, abwechslungsreiche Welt
Die Welt von «Crypt Custodian» ist riesig. Die Spielbereiche unterscheiden sich dabei deutlich. Mit dabei sind Klassiker wie eine Sumpf- und eine Schneelandschaft. Aber auch spezielle, wie das Untergeschoss eines NPCs oder ein Freizeitpark.
Jeder Bereich ist dabei einem Freund gewidmet. Zehn davon triffst du nach und nach auf deiner Reise durchs Jenseits. Dabei handelt es sich um andere Tiere, die von Aufseherin Kendra wie Pluto unfairerweise zum Putzen verdammt wurden. Waschbär Grizz etwa überzeugt den Kater davon, in den Palast einzudringen.
Die Spielbereiche sind auf kreative Art und Weise miteinander verbunden. Manche Verbindungen sind dir erst zugänglich, wenn du gewisse Fähigkeiten erlernt hast. Die erhältst du etwa durch das Besiegen der Bosse.
Das Erkunden macht Spass. Ich stecke zwischendurch kurz fest, weil ich nicht genau weiss, wohin ich als nächstes soll. Durch leichtes Backtracking finde ich des Rätsels Lösung dann relativ schnell.
Apropos Rätsel: Von diesen gibt es diverse in Form von Umgebungsrätseln. Die löst du etwa mit deinen Fähigkeiten. Jeder Bereich bietet dabei neue Herausforderungen, was für Abwechslung sorgt.
Wie für Metroidvanias üblich gibt es diverse Collectibles. Etwa Bilder der NPCs, die dir etwas über ihr Leben vor dem Tod erzählen. Die musst du nicht sammeln, aber die Hintergrundinfos sind nett und erklären dir mehr zu den Beweggründen der Charaktere.
Um dir das Backtracking zu erleichtern, kannst du dich jederzeit über das Kartenmenü zu den zahlreichen Speicherpunkten teleportieren. Die Option musst du nicht erst freischalten, sondern sie steht dir bereits zu Beginn zur Verfügung. Das trägt zur Kurzweiligkeit von «Crypt Custodian» bei. Ich habe den Abspann nach etwa acht Stunden zum ersten Mal gesehen und danach etwa noch zwei weitere Stunden mit Erkunden verbracht.
Die tolle Welt wird durch einen eingängigen Synthesizer-Soundtrack ergänzt. Für diesen ist nicht Entwickler Kyle Thompson verantwortlich, sondern sein Bruder Eric. Jedes Stück untermalt dabei den entsprechenden Bereich perfekt. Besonders angetan hat es mir der Track «Pearl’s Shrine», den ich beim Schreiben dieses Textes auf und ab höre. Das Stück schwebt zwischen Melancholie und Aufbruchsstimmung – genial.
«Crypt Custodian» ist seit dem 27. August verfügbar für Switch, PS5, PS4, Xbox One, Xbox Series S/X und PC. Ich habe die PC-Version getestet.
Fazit
Ein Must-Play-Metroidvania
«Crypt Custodia» ist ein klassisches Metroidvania. Es macht nichts speziell. Das ist in diesem Fall aber nichts Schlechtes. Das Gameplay und die Welt sind derart poliert, dass es unglaublich viel Spass macht. Dazu tragen auch die liebenswerten Charaktere und der tolle Soundtrack bei.
Solo-Entwickler Kyle Thompson hat mit dem Spiel einen wahren Indie-Diamanten geschaffen, den Fans des Genres unbedingt zocken sollten.
Pro
- Geniales Gameplay
- Schönes Leveldesign
- Sympathischer Cast
- Eingängiger Soundtrack
Contra
- Macht nichts Neues
Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.