Ausprobiert! Eine Woche ausreichend Wasser trinken
13-3-2023
Ausreichend Wasser zu trinken bringt den Stoffwechsel in Gang. Ich will wissen, was dran ist und trinke eine Woche lang 2,5 Liter Wasser am Tag. Wie es mir dabei erging und welche Veränderungen ich bemerke, liest du in meinem Selbstversuch
Ausreichend Wasser zu trinken, ist definitiv gesund und so schwer kann das ja nicht sein. Das dachte ich zumindest, bis ich es im Selbstversuch ausprobiert habe. Soviel schon vorweg: Meine Woche hat sich ausschließlich in «Toilettennähe» abgespielt und was es bewirkt hat, merke ich so richtig erst im Nachgang.
Wie viel Wasser ist gesund?
Der menschliche Körper besteht zu rund 60 Prozent aus Wasser. Dieses Wasser kann unser Körper zum Teil aus der Nahrung ziehen, den Rest müssen wir in Form von Flüssigkeit beisteuern, damit wir nicht austrocknen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt deshalb, täglich mindestens 2 Liter Wasser zu trinken, ergänzt aber auch, dass die Menge je nach Geschlecht, Alter, Klima und weiteren Bedingungen variieren kann. Wie stark sich der individuelle Wasserbedarf tatsächlich von Mensch zu Mensch unterscheidet, untersuchten Forschende vor Kurzem in einer global angelegten Studie. Hier kannst du mehr dazu lesen.
Für mich bedeutet das: Ich weiß eigentlich gar nicht genau, wie viel Wasser für mich die richtige, gesunde Menge ist. Also orientiere ich mich an der allgemeinen Empfehlung von 2–3 Litern und allem voran an meinem Gefühl. Schließlich signalisiert mir mein Körper, wie viel Wasser ich brauche – auch Durst genannt.
Mein Ziel: Effektive Entgiftung durch optimale Nierenfunktion
Übrigens: Unser Körper schafft es, den Wasserhaushalt sehr genau zu regulieren. Dafür sorgt das Hormon ADH (Antidiuretisches Hormon), das in der Hirnanhangdrüse produziert wird. Wenn unser Körper zu wenig Wasser hat, wird vermehrt ADH ausgeschüttet, das die Nieren dazu anregt, weniger Urin zu produzieren. Dadurch bleibt mehr Wasser im Körper. Umgekehrt wird bei einem Überschuss an Wasser weniger ADH ausgeschüttet und die Nieren produzieren mehr Urin. Auf diese Weise sorgt unser Körper dafür, dass unser Wasserhaushalt immer im Gleichgewicht bleibt.
Mein Ziel ist also, diese Woche meine ADH-Produktion herunterzufahren, damit meine Nieren in die Gänge kommen und dank des zusätzlichen Wassers möglichst viele Stoffwechselabfallprodukte aus meinem Körper befördern.
Wasser marsch!
Los geht's: Ich starte durstig in den ersten Tag und stelle mir gleich morgens ein volles Glas Wasser an meinen Arbeitsplatz. Auf diese Art werde ich ständig ans Trinken erinnert. Das klappt ganz gut: Am frühen Nachmittag habe ich die ersten beiden Gläser intus und klopfe mir für den ersten getrunkenen Liter auf die Schulter. Aber fassen meine Gläser eigentlich wirklich einen halben Liter? Ich messe nach und stelle irritiert fest, dass es doch nur 400 Milliliter sind. Also schnell noch ein halbes Glas hinterher – jetzt ist Liter Nummer Eins geschafft. Über den Nachmittag verteilt trinke ich zwei weitere Gläser leer.
Dass meine Nieren tatsächlich in die Gänge kommen, merke ich allerdings auch recht schnell: Ich lege verhältnismäßig viele Toilettengänge ein. Zu diesem Zeitpunkt freue ich mich ausschließlich darüber, dass mein Plan so gut klappt und ahne noch nicht, dass mir das noch ziemlich auf die Nerven gehen wird. Am Abend fehlen mir noch zwei weitere Gläser, die ich an diesem Tag auch problemlos trinke.
Trinken nicht vergessen
Der zweite Tag startet turbulent, ich habe viel zu tun und denke bis zum Mittag nicht an meinen Versuch. 12:30 Uhr: Ich bin sehr im Rückstand mit meiner Wasseraufnahme. Bisher habe ich mich größtenteils an meiner Kaffeetasse festgeklammert und nippe noch an meinem ersten großen Wasserglas. Ich trinke es rasch aus und hole mir das nächste. Im Laufe des Nachmittags und Abends schaffe ich es, den morgendlichen Rückstand wieder aufzuholen, ohne mich dafür überwinden zu müssen. Ich will mein Körpergefühl nicht übergehen, deshalb würde ich aufhören, wenn es zur Qual würde. Schließlich kann ein Zuviel an Wasser auch schaden. Insgesamt merke ich, dass ich intuitiv abends mehr trinke als am Morgen.
Am nächsten Tag ergeht es mir ähnlich: Es ist wieder Mittag, bis mir auffällt, dass ich noch bei der ersten Glasfüllung bin. Mein natürlicher Trinkrhythmus scheint tatsächlich eher auf der zweiten Tageshälfte zu liegen. Ob das anderen auch so geht, konnte ich allerdings nicht herausfinden. Ich hole aber über den restlichen Tag auf und komme auch am dritten Tag auf meine knapp 2,5 Liter. Ab dem dritten Tag habe ich auch das Gefühl, mich wacher und fitter zu fühlen. Als würde mit dem zusätzlichen Wasser auch ein wenig zusätzliche Energie in mich fließen. Das mag zu einem gewissen Grad meiner Erwartungshaltung geschuldet sein, dennoch freue ich mich über diesen Effekt.
Bewegung macht durstig
Am nächsten Tag stelle ich dank meines Weges zur Arbeit einen persönlichen Frühtrink-Rekord auf. Ich radle zehn Kilometer ins Büro und trinke schon unterwegs die erste Flasche Wasser aus. Am Arbeitsplatz angekommen, geht noch ein Glas problemlos hinterher. An diesem Tag merke ich allerdings auch recht deutlich, dass ich meine Nieren wohl so richtig in Bewegung gebracht habe. Ich kann das Ende einiger Termine nur schwer abwarten, wenn der nächste Gang zur Toilette ansteht.
Eine lange Busreise oder grundsätzlich alles außerhalb WC-Reichweite wäre mit diesem Wasserdurchsatz wohl gerade kein Vergnügen. Das hatte ich tatsächlich etwas unterschätzt. Zumindest: An diesem Tag mit sportlicher Betätigung, auch auf dem Rückweg wieder, ist mein Trinksoll problemlos erfüllt.
Nach vier Tagen bemerke ich nun auch, dass meine Haut frischer wirkt. Das zusätzliche Wasser scheint nun auch hier angekommen zu sein.
Der nächste Tag verläuft ähnlich in Sachen Wasseraufnahme. Ich habe nachmittags Training und keine Schwierigkeiten, auf die gewünschte Trinkmenge zu kommen. Auch am Wochenende läuft es gut, obwohl ich nun nicht den ganzen Tag arbeitend vor meinem Wasserglas sitze. Aber ich habe mich wohl schon an den neuen Flüssigkeitsumsatz gewöhnt und trinke automatisch meine 2,5 Liter täglich.
Fazit: War doch gar nicht so schwer
Mein Fazit nach einer Woche «ausreichend trinken» fällt insgesamt positiv aus. Nach den ersten beiden Tagen habe ich mich gut an die zusätzliche Wasseraufnahme gewöhnt; lediglich die zusätzlichen Toilettengänge haben mich etwas genervt. Doch das zeigt, dass es sich gelohnt hat: Meine Nierenfunktion konnte ich offenbar ankurbeln. Auch mein Allgemeinzustand erschien mir nach einigen Tagen energiegeladener zu sein.
Eine zusätzliche Verbesserung fiel mir schließlich vor allem im Nachhinein auf: In der Woche nach meinem Versuch ist meine Disziplin in Sachen Wassertrinken sehr schnell abgeflacht. Die Folge: Nach zwei Tagen ist meine Haut auffällig trocken geworden. Mein Körper hat das zusätzliche Wasser offenbar gut gebrauchen können, nun fehlt es.
Aus meiner Woche nehme ich mit, dass es mir durchaus gut tut, mehr zu trinken. Ich habe mich fitter gefühlt und auch meine Haut erschien frischer. Nach ein paar Tagen, in denen ich mich an die neue Wasseraufnahme gewöhnt habe, lief es irgendwann (fast) wie von selbst.
Für die Zukunft heißt das für mich: Ich stelle mir häufiger ein Wasserglas bereit und trinke nun ganz nebenbei regelmäßig mehr.
Titelbild: ShutterstockWissenschaftsredakteurin und Biologin. Ich liebe Tiere und bin fasziniert von Pflanzen, ihren Fähigkeiten und allem, was man daraus und damit machen kann. Deswegen ist mein liebster Ort immer draußen – irgendwo in der Natur, gerne in meinem wilden Garten.