Auch die Topmodelle von Ryzen 9000 enttäuschen
15-8-2024
Eine Woche nach den kleineren Modellen veröffentlicht AMD die neuen Top-Chips der Ryzen-9000-Serie. Namentlich der Ryzen 9 9900X und der Ryzen 9 9950X. Beide Modelle überzeugen in ersten Tests nicht.
Wie schon bei den Ryzen-5- und Ryzen-7-Prozessoren kritisieren die Tester vor allem den geringen Leistungszuwachs der neuen 9000er-Generation. Ebenfalls kritisiert wird der hohe Preis, der in keinem Verhältnis zur Leistungssteigerung steht.
Der Ryzen 9 9950X schafft es zumindest in den meisten Kategorien an die Performance-Spitze – ausser im Gaming. Der Ryzen 9 9900X wiederum steht wie sein Vorgänger zwischen Stühlen und Bänken und dürfte es daher schwer haben. Hier ein Blick auf die Ergebnisse der Reviews von Techpowerup, Computerbase und Tom’s Hardware.
Gaming
Im Gaming-Test von Techpowerup lässt der Ryzen 9950X alle anderen AMD-Chips – ausser die X3D – hinter sich. Die Unterschiede sind jedoch gering. Im Vergleich zum 9600X beträgt die Differenz 1,1 Prozent. Alle neuen Ryzen-9000-Prozessoren liegen innerhalb von zwei Prozent Unterschied bei der Gaming-Leistung. Der beste Gaming-Prozessor 7800X3D führt um 7,5 Prozent. Auch der 14900K von Intel wird nicht geschlagen. Das kleinere Modell, der 9900X, empfehle sich nicht fürs Gaming, findet Reviewer W1zzard. Bei diesem misst er gerade mal eine Leistungssteigerung von zwei Prozent im Vergleich zum Vorgänger.
Computerbase sieht den 9950X ebenfalls als besten Non-X3D Gaming-Chip von AMD. Tester Volker Risska stellt aber einen zwölf prozentigen Vorsprung des 7800X3D auf den 9950X fest. Dies in 720p-Auflösung. Je höher die Auflösung, desto geringer die Unterschiede. In 2160p-Auflösung nehmen sich die aktuellen Prozessoren kaum etwas. Beim 9900X misst Computerbase vier Prozent mehr Bilder pro Sekunde als beim Vorgänger 7900X. Dennoch sei der Prozessor nicht fürs Gaming zu empfehlen.
Noch grössere Unterschiede zum 7800X3D misst Tom’s Hardware. Hier beträgt der Rückstand des 9950X satte 23 Prozent. Im Vergleich zum Vorgänger sind es immerhin acht Prozent mehr Bilder pro Sekunde. Von den Resultaten des 9900X gibt sich Tester Paul Alcorn enttäuscht. Im Vergleich zum Vorgänger liegen gerade mal zwei Prozent mehr drin. Sogar ein 14600K von Intel führt den AMD-Chip im Gaming vor.
Die Tester sind sich einig, dass der Ryzen 7 7800X3D weiterhin der beste Prozessor fürs Gaming ist.
Produktivität
Im Single Core reicht es dem 9950X gemäss Tom’s Hardware nicht ganz an die Spitze. Der 14900K von Intel liegt vier Prozentpunkte vor AMD. Dafür setzt der Chip in Anwendungen, die mehrere Kerne beanspruchen, neue Massstäbe. Hier wird die Konkurrenz von Intel um satte 23 und der Vorgänger um 12 Prozent distanziert. Auch der 9900X kann seinen Intel-Kontrahenten 14700K im Multi Core schlagen. Liegt aber im Single Core gleich auf.
Techpowerup stellt eine geringere Leistungssteigerung fest. Lediglich 3,4 Prozent mehr als der Vorgänger erreicht der 9950X im Durchschnitt. In gewissen Anwendungen ist der Unterschied jedoch deutlich grösser, weshalb sich ein Blick auf die einzelnen Anwendungen lohnt. Tester W1zzard bezeichnet die Leistungssteigerung im Single Core als sehr beeindruckend. Der 9900X bietet 4,4 Prozent mehr Leistung als der Vorgänger. Der Chip habe aber viel Konkurrenz. Zu empfehlen sei der 14700K, der deutlich günstiger ist.
Computerbase hebt die Single-Core-Leistung der neuen AMD-Modelle hervor. In ihren Tests distanziert der 9950X den 14900K von Intel um sechs Prozent. Der 9900X liegt gleichauf mit dem kleineren 9700X. Im Multi Core liegt der 9950X deutlich vorne. Der 9900X schafft es hingegen nicht, die Konkurrenz von Intel in Form des 14700K zu schlagen.
Effizienz
Gemäss Techpowerup benötigt der 9950X im Schnitt 135 Watt. Das sind 15 weniger als der Vorgänger 7950X. Beim Gaming ist der Unterschied gering. Sowieso sind die X3D-Versionen effizienter. Im Vergleich zum Intel 14900K zieht der 9950X 50 Watt weniger im Schnitt. Im Leerlauf liegt jedoch Intel aufgrund der Architektur vorne. Beim 9900X beträgt der Unterschied zum Vorgänger im Schnitt 10 Watt.
Auch Computerbase und Tom’s Hardware loben die Energieeffizienz der neuen Ryzen 9000. Vor allem im Vergleich zu Intel sei sie spitze – ausser im Leerlauf.
Preis
Die Reviews heben hervor, dass der Ryzen 9 9950X der aktuelle beste und gleichzeitig teuerste Desktop-Prozessor ist. Der Unterschied zur Konkurrenz – von Intel und der Vorgängergeneration – ist aber zu gering, um den hohen Preis zu rechtfertigen. Einzig, wenn es wirklich auf wenige Prozent mehr Leistung ankommen, sei er die bessere Wahl. Zum Zocken seien immer noch die X3D-Prozessoren top.
Alle Reviewer heben hervor, dass der 9900X einen schwierigen Stand hat. Er ist schlicht zu teuer und macht wenig Sinn im Vergleich zur Konkurrenz – von Intel und aus eigenem Hause. Erst, wenn der Prozessor deutlich im Preis sinkt, sei er empfehlenswert.
Titelbild: Kevin Hofer
Kevin Hofer
Senior Editor
kevin.hofer@digitecgalaxus.chTechnologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.