Arschgeweih oder Tribal Tattoo: Ich male sie mir selber auf die Haut

Ein Tattoo ist eine Lebensentscheidung. Hast du die Tinte erstmal unter deiner Haut, kannst du sie nur noch mit schmerzhaften Laserbehandlungen entfernen lassen. Wenn sie aber gar nicht erst in die Haut eindringt, bleibt dir die Prozedur erspart. Genau das sollen die Tattoo-Stifte von Kreul können. Mit ihnen kannst du deine ganze Haut bemalen und anschliessen alles rückstandslos entfernen. Die Abbildungen der Arme und Hände auf der Verpackung lassen zwar erahnen, dass sich das Produkt an Kinder richtet, aber ich probiere es trotzdem aus.

Tattoowier dich selbst

Die Verpackung beinhaltet vier Stifte in den Farben Pink, Blau, Grün und Schwarz sowie drei Schablonen. Ich versuche mein erstes Tattoo mit dem Schmetterlingsmotiv und ziehe dafür die Folie von der Klebeschablone ab. Ich fahre mit den Stiften über die freien Flächen und entferne wieder den Kleber. Die Ränder sind leicht verlaufen, aber das Insekt ist erkennbar. Der Kleber der Schablone ist jedoch zu schwach und haftet kein zweites Mal auf meiner Haut.

Direkt auf die Haut malen

Als Nächstes male ich eigene Motive auf meine Haut. Es funktioniert ganz gut. Hyperrealistische Sujets werde ich keine zeichnen. Nicht nur, weil ich es nicht kann, sondern weil die Spitze des Stifts sehr schnell abknickt und einen dickeren Strich zieht. Filigrane Zeichnungen kann ich damit vergessen. Aber um mir vorstellen zu können, wie meine Arme und Beine voll tätowiert aussehen würden, reicht es. Der Stift sticht nicht in die Haut und die Farbe lässt sich gutauftragen. Kurze Zeit später ist alles voller Skizzen. Ich fühle mich in die Primarschule zurückversetzt.

Wie gut lässt sich die Farbe von der Haut abwaschen?

Auf der Verpackung steht, dass die Tinte nicht wasserfest ist – also sollte sie schnell weggehen. Ich halte meinen Arm unter das laufende Wasser und die Farbe wird direkt weggespült. Den letzten Rest kann ich mit Seife wegschrubben.

Wie sieht es mit Textilien aus?

Gemäss den Herstellerangaben soll ich die Tinte auch bei 30 Grad aus Textilien herauswaschen können. Für den Test nehme ich einen alten Lappen, male ein schwarzes Kreuz darauf und halte den Stoff anschliessend unters Wasser. Der grösste Teil der Farbe verschwindet wieder und der letzte Rest geht auch mit etwas Spülmittel wieder raus. Ob die Farbe auch auf weisser Kleidung restlos weggeht, habe ich nicht ausprobiert.

Was ist überhaupt in der Farbe drin?

Die Stiftfarbe verschwindet beim Abwaschen, als hätte sie nie existiert – ich bin zufrieden. Ich wünschte mir, ich hätte mit diesen Filzer schon in der Primarschule gemalt. Damals gab es für mich nur zwei Arten von farbig aufgemalten Körpermotiven. Die «Oh-nein-mein-Füller-ist-explodiert»-Flecken und die selbstgezeichneten. Bei letzteren wurde ich von Erwachsenen immer mit den Worten «Die Tinte ist krebserregend» ermahnt. Tatsächlich konnte die Stiftung Warentest in einigen Malstiften krebserregende Inhaltsstoffe nachweisen.

Ich lese auf der Verpackung der Tattoo-Stifte: Kosmetiktinte auf Wasserbasis, dermatologisch getestet und ohne Parabene. Das klingt gut. Glaube ich. Trotzdem prüfe ich die aufgeführten Inhaltsstoffe noch mit der CodeCheck App. Das Ergebnis ist vernichtend: Der Grossteil der Inhaltsstoffe der Stifte wird als problematisch eingestuft. Zwei davon sogar als sehr bedenklich. Ausserdem beinhaltet die Tinte zwei schwer abbaubare Polymere. Sie gehören zum Mikroplastik, das sich nur schwer aus dem Wasser filtern lässt, von Fischen aufgenommen wird und wieder auf unseren Tellern landen. Echt schade. Hätten die Stifte weniger rot markierte Inhaltsstoffe, wäre ich ein totaler Fan.